Die AIEST ist eine Internationale Vereinigung wissenschaftlicher Tourismusexperten. Sie wurde im Jahr 1951 als erste wissenschaftliche Organisation im Tourismus gegründet. Das weltweite Netzwerk von Tourismusexperten hat sich zum Ziel gesetzt, die Reise- und Tourismusbranche durch die Analyse von Trends und neuesten Entwicklungen im Tourismus mit zukunftsorientierten Lösungen auf Herausforderungen vorzubereiten. Für den wissenschaftlichen und praktischen Austausch wird jährlich in einer stets wechselnden Destination eine AIEST Conference durchgeführt.
Die Hochschule Luzern war Gastgeberin der 70. Jubiläumsausgabe, die vom 29.08. bis 01.09.2021 in Luzern unter dem Thema «Shaping tourism futures – acknowledging learnings from the past» stattfand. Die rund 50 Teilnehmenden wurden vom AIEST Präsidenten, Harald Pechlaner und von der Luzerner Stadträtin und Finanzdirektorin Franziska Bitzi Staub willkommen geheissen. Seitens Hochschule erfolgte die Begrüssung durch Christine Böckelmann, Direktorin der Hochschule Luzern – Wirtschaft, die Verantwortung als Gastgeber lag bei Jürg Stettler, Leiter Institut für Tourismus und Mobilität ITM der Hochschule Luzern.
Das Eröffnungsreferat mit Titel «Liberalism, Federalism, self-responsibility – the way of Swiss Tourism through the pandemic» hielt Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, Direktorin SECO. Sie gab Einblicke, wie die Schweiz mit verschiedenen etablierten und neuen Instrumenten auf die Krise reagiert hat.
Den Schwerpunkt der Konferenz bildeten auch dieses Jahr unterschiedliche Beiträge von aktuellen Forschungsarbeiten und Erkenntnissen aus Praxisprojekten. Darunter waren auch mehrere Beiträge zu den Auswirkungen von Covid-19 auf den Tourismus, das Konsumentenverhalten sowie die nachhaltige Entwicklung. Die Konferenz gab zudem jungen Forschenden in der Rubrik «fresh ideas» die Möglichkeit, ihre Arbeit zu präsentieren. Katrin Hörmann und Patrizia Frimmer konnten die Jury mit ihrer Idee «The Last Mile» überzeugen, welche mit innovativen digitalen Ansätzen verschiedene Mobilitätsangebote innerhalb der Destination verknüpfen und zielgruppengerecht vermitteln.
Bestandteil der AIEST Konferenz waren auch zwei Exkursionen. Die erste Exkursion führte die Konferenzgäste aufs Stanserhorn. Begleitet wurden sie von CEO Jürg Balsiger und den Stanserhorn-Rangern. Den Schwerpunkt der zweiten Exkursion auf die Rigi bildete der Prozess der Charta Rigi 2030. Vertreterinnen und Vertreter der Rigi-Bewohnenden (IG Rigi, Martin Gehrig), des Landschaftsschutzes (LSVV, Urs Steiger), der Bergbahnen (Rigi Bahnen, Frédéric Füssenich) sowie der Tourismusorganisation (RigiPlus, Jeanine Züst) gaben Einblick in den laufenden Prozess aus ihrer jeweiligen Perspektive. Der transdisziplinäre Zugang der Erarbeitung und Umsetzung der Charta wurde zudem in der Präsentation «Rigi and Overtourism: A transdisciplinary solution approach» durch Jürg Stettler, Florian Eggli und Melanie Wyss vorgestellt.
Aufschlussreiche Erkenntnisse resultierten aus der «Consensus Session» «Tourismus mit/nach der Pandemie - Ein gemeinsamer Blick in die Kristallkugel». Diskutiert wurden die zukünftige Nachfrage sowie die Treiber und Hindernisse ausserhalb und innerhalb des Tourismus aufgrund der Pandemie. Es werden grundsätzliche Veränderungen in der Nachfrage erwartet, wie z.B. veränderte Arbeitsmodelle, die zunehmende Bedeutung der Nachhaltigkeit sowie der Reisen in Nahmärkte. Eine wichtige Rolle kommt der Resilienz im Umgang mit Krisen wie Covid-19 zu. Ein Treiber für eine positive Tourismusentwicklung sind Innovation und Kooperationen sowie innovative Mobilitätskonzepte. Die Fragen, wie der Tourismus gestärkt aus der Krise kommt und wie eine nachhaltige Tourismus Transformation gelingen kann, konnten auch die Tourismusexperten nicht abschliessend beantworten. Grundsätzlich wird der Tourismus jedoch als anpassungsfähige Branche eingeschätzt, welche früh innovative Konzepte und Technologien aus anderen Branchen übernimmt und erfolgreich weiterentwickelt.
Die zahlreichen positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigten, dass die Jubiläumskonferenz mit dem abwechslungsreichen Programm, den interessanten Referaten und spannenden Exkursionen in die schönen Zentralschweizer Berge sowie dem festlichen Jubiläumsdinner im Maskensaal in der Altstadt Luzern rundum gelungen ist.