In Luzern besitzen 42 Prozent der Haushalte kein eigenes Auto. Für diese kann mit autoarmen Siedlungen ein passendes Wohnangebot geschaffen werden, das im Idealfall auch Arbeiten und Infrastruktureinrichtungen wie zum Beispiel eine Kita integriert. Damit eine autoarme Siedlung gut funktioniert, braucht es jedoch eine gute Erschliessung mit dem ÖV, Fuss- und Veloverkehr, sowie einen gut abgestimmten Mix aus verschiedenen Mobilitätsangeboten (z.B. Mobility, Bikesharing). Auch klare rechtliche Regelungen sind für alle Beteiligten sehr wichtig. Das Umfeld ist daher bereits bei der Planung einzubeziehen.
Autofreiheit und Autoarmut stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Anzahl an Parkplätzen in einer Siedlung und übergeordnet mit der Frage, wie Bewohner, Besucher, Beschäftigte und Gäste bzw. Kunden in einer Siedlung ihre Mobilitätsbedürfnisse befriedigen. Wird berücksichtigt, dass Mobilität für einen Grossteil des Energieverbrauchs in der Schweiz verantwortlich ist, erschliesst sich auch der Zusammenhang zwischen der Anzahl an Parkplätzen und den Bestrebungen nach einer 2000-Watt-Gesellschaft. Parkplatzreglemente und –verordnungen sehen für neue Überbauungen eine bestimmte Anzahl an Parkplätzen vor, die sich in der Regel nach der Anzahl Wohneinheiten, Bruttogeschossfläche oder nach Sitzplätzen etc. richtet. In noch nicht allzu ferner Vergangenheit war es in der Schweiz nur in Ausnahmefällen möglich, die Mindestanzahl an geforderten Parkplätzen zu unterschreiten. Mittlerweile haben die Verwaltungen in den Städten Zürich und Winterthur sowie im Kanton Bern reagiert und ermöglichen nun unter bestimmten Bedingungen die Erstellung von autoarmen und autofreien Siedlungen als Normalfall. Die Handhabung von autofreien und autoarmen Nutzungen bleibt aber für die verantwortlichen Behörden nach wie vor Neuland.
Bereits vor über 10 Jahren titelte ein Beitrag von Klaus Zweibrücken „Autofreies Wohnen – auch ein Modell für die Schweiz?“. Diese Frage hat sich mittlerweile von selbst beantwortet. Erste autofreie und autoarme Siedlungen wurden bereits realisiert und bezogen (z.B. Burgunder in Bern-Bümpliz und Oberfeld in Ostermundigen im Raum Bern, Giesserei in Winterthur oder auch Kalkbreite und Sihlbogen in Zürich). Weitere sind in Bau oder Planung.