In einer zunehmend vernetzten Bildungs- und Arbeitswelt bewegen sich Studierende, Forschende und Fachkräfte selbstverständlich über Länder- und Institutionsgrenzen hinweg. Dennoch bleibt die Verifizierung von Diplomen, Zertifikaten und Weiterbildungsnachweisen vielerorts ein langsamer, papierbasierter Prozess – kostenintensiv, fehleranfällig und anfällig für Fälschungen. Der weltweite Markt für gefälschte Bildungsabschlüsse wird mittlerweile auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt.
Hier setzt das Forschungsprojekt TrustXchange an, das im Rahmen des Programms BIG – Blockchain-based Innovation Governance an der Hochschule Luzern – Wirtschaft entwickelt wird. Gemeinsam mit dem Zuger HSLU-Spin-off SAPIO, das aus einem studentischen Innovationsprojekt (gefördert von Smartup) hervorgegangen ist, untersucht das Team, wie sich eine nachhaltige und interoperable Lösung für digitale Bildungsnachweise in der Schweiz gestalten lässt.
In einer von Innosuisse, der Schweizer Agentur für Innovationsförderung, unterstützten Vorstudie wurde untersucht, wie Blockchain-Technologie als Vertrauensinfrastruktur für digitale Bildungsnachweise im dynamisch wachsenden HR-Tech-Ökosystem eingesetzt werden kann – fälschungssicher, grenzüberschreitend und konsequent nutzerzentriert. Das Ziel: die Basis für eine zukunftsfähige Bildungs- und Arbeitsökonomie, in der Qualifikationen digital überprüfbar, vertrauenswürdig und nahtlos einsetzbar sind – über Institutionen, Branchen und Landesgrenzen hinweg.
Ziel ist ein interoperables, rechtskonformes und nutzerfreundliches Ökosystem, das Lernenden, Absolvent:innen und Fachkräften, Bildungs- und Qualifizierungsanbieter und Unternehmen gleichermassen Vorteile bietet.
Die Innovation des Projekts liegt in einem hybriden Vertrauensmodell, das die rechtlich abgesicherte elektronische Signatur (Public Key Infrastructure, PKI) mit einem dezentralen Verifizierungsmechanismus auf Basis der Blockchain-Technologie verbindet. Damit entsteht eine Brücke zwischen klassischen PKI-Infrastrukturen und modernen, selbstsouveränen Identitäts-Ökosystemen (Self-Sovereign Identity, SSI). Ziel ist es, die europäische Einführung der Digital Identity Wallets (eIDAS 2.0) mit der Schweizer e-ID interoperabel zu machen. Das Forschungsteam der Hochschule Luzern und SAPIO nutzt dieses Zeitfenster, um sicherzustellen, dass Bildungsnachweise künftig europaweit anerkannt, überprüfbar und fälschungssicher sind: unabhängig davon, in welchem Land sie ausgestellt wurden.
Neben der technischen Entwicklung erforscht das Projektteam auch organisatorische und wirtschaftliche Fragen: Wie lassen sich Lernnachweis-Inhaber:innen und herausgebende Stellen (z.B. Hochschulen, Unternehmen) in ein solches System einbinden? Welche Geschäftsmodelle machen digitale Verifizierungsdienste für KMU tragfähig? Und wie kann sichergestellt werden, dass Nutzerinnen und Nutzer ihre Daten selbstbestimmt und verständlich verwalten können?
Im Kern steht die Vision einer vertrauenswürdigen digitalen Bildungsökonomie, in der Blockchain nicht nur Technologie, sondern Enabler für Transparenz, Mobilität und lebenslanges Lernen ist. Für das Zusammenspiel von Hochschulen, Arbeitgebern und Wissensarbeitenden eröffnet dieses Projekt neue Perspektiven: ein digitales Ökosystem, in dem Qualifikationen fälschungssicher, überprüfbar und unmittelbar einsetzbar sind – überall in Europa und darüber hinaus.
SAPIO hat im Oktober 2025 die HR Tech Pitch Competition in Berlin gewonnen, organisiert von «allygatr», verbunden mit einem Preisgeld von 100.000 Euro.
Herzliche Gratulation!
