In der SVGW-Richtlinie W3/E3 aus dem Jahr 2020 wird beschrieben, dass die Erstbefüllung der neu erstellten Wasserversorgung erst 72 Stunden vor dem bestimmungsgemässen Betrieb erfolgen darf oder, falls dies nicht möglich ist, durch geeignete Massnahmen (manuell oder automatisch) sicherzustellen ist, dass der Wasserinhalt des betroffenen Leitungsabschnittes bis zum bestimmungsgemässen Betrieb alle 72 Stunden erneuert wird, um mikrobiologische Risiken zu minimieren. Aus diesem Grund werden neu erstellte Wasserinstallationen sehr oft mit ölfreier Luft oder inerten Gasen auf Dichtheit geprüft und nicht mit Wasser, da dies der 72-Stunden-Regel widersprechen würde. Diese Prüfmethode ist jedoch anspruchsvoll und Bauschäden können erst bei der Befüllung mit Wasser entdeckt werden. Würde die Dichtheitsprüfung mit Wasser durchgeführt, könnten Schäden zwar frühzeitig erkannt und behoben werden, es wäre aber ein erheblicher Aufwand erforderlich, um die gesamte Anlage bis zum Zeitpunkt des bestimmungsgemässen Betriebs regelmässig zu spülen.
Am 02.06.2025 wurde die Erstbefüllung mit verschiedenen Akteuren diskutiert. Dabei hat sich gezeigt, dass die Anforderungen an die Erstbefüllung oft nicht oder nur mit grossem Aufwand umgesetzt werden können. Da diese Anforderungen kaum wissenschaftlichen abgestützt sind, wird der Wunsch geäussert, praxisrelevante forschungsbasierte Erkenntnisse dafür zu schaffen und alternative Lösungen zu erarbeiten.
Die Eawag und die HSLU prüfen derzeit die Möglichkeiten eines angewandten Forschungsprojekts, das Wissenschaft, Gewerbe und Industrie, Gesetzgebung und Praxis zusammenbringt, um diese Anforderung wissenschaftlich zu untersuchen. Dabei stehen folgende Fragestellungen im Fokus:
- Welche Auswirkungen haben Stagnation und Spülmassnahmen auf problematische Mikroorganismen in neuen Rohrmaterialien?
- Welche pragmatischen Alternativen gibt es zur regelmässigen Spülung neuer Trinkwasserinstallationen? Ziel ist, Lösungen zu identifizieren, die mikrobiologische Sicherheit gewährleisten, ohne unverhältnismässige Ressourcen zu binden.
Sind Sie an dieser Projektidee interessiert? Dann melden Sie sich bei Antonia Eichelberg (antonia.eichelberg@eawag.ch), Reto von Euw (reto.voneuw@hslu.ch) oder bei Frederik Hammes (frederik.hammes@eawag.ch).