Die Steuerung von Besucherströmen und massgeschneiderte touristische Angebote sind für die Zukunftsfähigkeit von Destinationen entscheidend. Eine Herausforderung dabei ist die konsensbasierte Erfassung von Echtzeitdaten über touristische Bewegungsmuster. Unser Subprojekt, Nationale Dateninfrastruktur für den Tourismus (NaDIT), Teil des Innosuisse Resilient Tourism Flagship Projektes, beleuchtet, welche Anreize Reisende dazu bewegen können, ihre Standortdaten via mobile Apps zu teilen.
Detaillierte Daten für effektives Destinationsmanagement
Für ein zukunftsorientiertes Destinationsmanagement sind präzise und aktuelle Daten unverzichtbar. Während aggregierte Reisedaten wertvolle Einblicke bieten, fehlt es oft an der notwendigen Granularität, um individuelle Reiseverläufe und Verhaltensmuster abzubilden. Diese detaillierten Informationen sind jedoch der Schlüssel zur Entwicklung personalisierter Tourismusprodukte sowie zur effizienten Vorhersage und Steuerung von Besucherströmen zwecks Reduktion von Overtourism. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere Smartphones und Wearables, bilden die technische Grundlage für die Erfassung dieser Echtzeit-Standortdaten. Bestenfalls liefern Echtzeitdaten genaue Angaben zu den Kapazitäten einer Destination. So lassen sich Überlastungen frühzeitig erkennen und im besten Fall sogar beheben.
Studienergebnisse zu Anreizstrukturen
Im Rahmen der Studie, welche durch die HSLU und die HSG durchgeführt wurde, analysierten wir, welchen Einfluss potenzielle App-Funktionen auf die Bereitschaft von Touristen haben, ihren Standort zu teilen. Die Kano-Methode erlaubt die Klassifizierung wie sich Produkt-/Dienstleistungsmerkmale auf die Zufriedenheit auswirken. Die Befragung von 3'076 Smartphone-Nutzenden aus der Schweiz (Juni 2024), Deutschland (August 2024) und den USA (Dezember 2024) ermöglichte es uns, die Attraktivität und Relevanz verschiedener App-Funktionen für die Nutzerbereitschaft zur Standortdatenfreigabe zu klassifizieren. Die untersuchten Funktionen wurden in drei Kategorien unterteilt, welche in Grafik 1 ersichtlich sind. Siehe am Ende des Textes.
Implikationen für die Tourismuspraxis
Die gewonnenen Erkenntnisse sind für die Entwicklung zukünftiger mobiler Anwendungen im Tourismus von grosser Bedeutung. Es wird deutlich, dass keine einzelne Funktion eine universelle Anziehungskraft besitzt. Vielmehr gilt es, einen intelligenten Mix an Funktionen zu schaffen. Was die richtigen Funktionen sind, hängt nicht zuletzt von der Zielgruppe ab. Im Rahmen des Forschungsfokus der Studie liess sich allerdings ein klares Ranking identifizieren:
- Fokus auf den Nutzen: Funktionen, die einen klaren, greifbaren Mehrwert liefern (z.B. Rabatte oder schnellerer Zugang), sind die sicherste Wahl. Diese wurden am breitesten akzeptiert und als besonders attraktiv bewertet. Die Relevanz dieser Funktionen war über alle Befragtengruppen hinweg hoch.
- Gamification mit Bedacht einsetzen: Obwohl spielerische Elemente jüngere Nutzer (Gen Y und Z) anziehen können, besteht das Risiko, andere Altersgruppen (Gen X und Boomer) abzuschrecken. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer zielgruppenspezifischen Implementierung.
- Vorsicht bei sozialem Anreiz: Die meisten Reisenden werden ihre Daten nicht allein aus altruistischen Gründen teilen. Diese Funktionen waren generell am wenigsten motivierend für die Freigabe des Standortes.
Die Ergebnisse der Studie wurden an der Enter 2025 eTourism Konferenz in Wroclaw präsentiert und im Frühling mit Touristiker:innen, welche auch Partner:innen des Forschungsprojekts sind, diskutiert. Sie sehen neben Besucherlenkung dank Livedaten auch Potenzial für die touristische Marktforschung zu Reise- und Ausgabeverhalten, welche bisher mit herkömmlichen Umfragen gemacht wird.
Weitere Informationen finden Sie hier: www.tourismdata.ch