Als Plattform für Wissenstransfer und Begegnungen zwischen Forschung, Industrie, Gesellschaft und der öffentlichen Hand fördert das novatlantis Bauforum schon seit 2014 die enge Zusammenarbeit aller Involvierten, um nachhaltige Bauprojekte voranzutreiben. Dass dies wichtiger denn je ist, machte Prof. Dr. Holger Wallbaum der Chalmers University of Technology in seinem Einführungsreferat deutlich. Die Tragfähigkeit des Systems Erde sei in vielen Bereichen bereits ausgereizt, was nach einer intensiven Zusammenarbeit und interdisziplinärem Denken verlange. Als konkrete Antworten auf diese Problemstellungen folgten Präsentationen aktueller Projekte im Raum Zentralschweiz mit dem Fokus auf Tourismus und Holzbau.
Politik stellt Weichen
Wie wichtig das aktive Entwickeln von guten Rahmenbedingungen für nachhaltige Bauprojekte ist, wurde am Beispiel Luzern Nord gezeigt. Stefan Brücker und Ulrich Freyenmuth präsentierten die Vorhaben rund um den Seetalplatz und die Viscosistadt - einem vielversprechenden Gebiet für nachhaltige Verdichtung im Raum Luzern. Durch eine begleitende Energieplanung wurde mit vergleichsweise geringem Aufwand eine Grundlage für die weiteren Akteure geschaffen. Mit den erarbeiteten Instrumenten sind die Voraussetzungen gegeben, um nachhaltige Bauprojekte auf dem Massstab ganzer Quartiere zu planen und zu realisieren.
Tourismusfahrpläne für die Zukunft
Dass das Denken in grösseren Massstäben, als dem einzelnen Haus zentral ist, zeigte sich auch bei den vorgestellten Tourismusprojekten auf dem Bürgenstock, der Rigi und dem Hasliberg. Dass dabei ein grosses Potential in partizipativen Prozessen liegt, veranschaulichte Alex Willener von der Hochschule Luzern. Im Verlaufe des Projekts «Zukunft Hasliberg» entstand durch geschickte Moderation eine überraschend engagierte Dynamik verschiedener Gruppen aus Einheimischen, Zweitwohnungsbesitzern und Unternehmungen aus der Baubranche. Auch im Projekt «smart local destination» ist der Einbezug und der Dialog mit allen Anspruchsgruppen ein zentrales Element, um die heute weitestgehend fossile Energieversorgung von Rigi-Kaltbad auf erneuerbare Energien umzustellen. Es entstand dabei ein Leitfaden, der den Besitzern von teilweise mehr als 200 Jahre alten Holzbauten helfen soll, eine energetische Sanierung in wirtschaftlich tragbarem Rahmen vorzunehmen.
Siegeszug der Holzbauweise
Die Veränderungen im Holzbau in ganz anderen Massstäben führte Guido Estermann von der Renggli AG ins Feld. Das modulare Bausystem «swisswoodhouse» soll Bauherren mit Fokus auf dem gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes eine schnelle, kostenoptimierte und dennoch individuell anpassbare Lösung bieten. Dass dadurch keine Plattenbauatmosphäre entstehen muss, sondern eine überzeugende Gesamtlösung resultiert, wurde bereits mit dem ersten Haus in Nebikon unter Beweis gestellt. Neben dem Holzbauunternehmen Renggli AG hat auch die auf Entwicklung und Betrieb von Arealen spezialisierte Zug Estates Gruppe Grosses vor mit Holz. So sollen mehrere Hochhäuser in Holz-Hybridbauweise auf dem Suurstoffi-Areal in Rotkreuz entstehen. Die Planung der Gebäude mit BIM und die teilautomatisierte Fertigung im Werk bieten laut Kim Riese nicht zuletzt auch wegen den kurzen Realisierungszeiten einen Mehrwert für Investoren - vorausgesetzt die Planung mit Holz wird von Anfang an verfolgt und zusammen mit weiteren Nachhaltigkeitsthemen in Angriff genommen.
Vom Möglichen zum Machbaren
Das Format des Bauforums in Luzern bot neben den Referaten auch Einblicke im Rahmen einer Innovationsausstellung. Dabei waren zum einen Forschungsinstitutionen, wie das Kompetenzzentrum für Integrale Gebäudetechnik (ZIG) und das Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern, sowie das Regionalbüro Luzern der Euresearch vertreten. Zum Anderen präsentierten mit Luzern Nord, Kanton Luzern, Credit Suisse, Renggli AG, EVG Zentrum, Picatech Huber AG, energo und Joulia SA Dienstleister der öffentlichen Hand und aus der Privatwirtschaft ihre Nachhaltigkeits-Projekte. Beim Anblick dieser breiten Palette an zukunftsfähigen Lösungen zeigt sich die fruchtbare Verknüpfung von Forschung und Wirtschaft, oder um es in den Worten von Alexa Bodammer von der Hochschule Luzern zu beschreiben: «Es geht um die Frage: Wie kommen wir vom Möglichen zum Machbaren?»