Eine grosse Wiese neben dem Sportcamp Melchtal verwandelte sich gestern Donnerstag in ein Basislager, wie es sonst bei grossen Expeditionen üblich ist. Unüblich war allerdings die grosse Vielfalt an verschiedenartigen Biwaks. Einige hatten eine zeltähnliche Form, andere sahen aus wie Iglus, waren flach oder röhrenförmig. Gebaut waren sie aus unterschiedlichsten Materialien wie Folien, Planen, Karton oder anderen Dämmstoffen. Entwickelt haben die Biwaks 250 Studierende aus den Bereichen Architektur, Bautechnik, Gebäudetechnik und Innenarchitektur im Kontextmodul Bau in 50 interdisziplinären Teams. Die Konstruktionen mussten vor Witterungseinflüssen schützen, die Behaglichkeit regulieren und eine angemessene Tragfähigkeit haben. Eine weitere Voraussetzung war, dass sie zu Fuss transportiert werden können, wobei die Tragkonstruktion und die Hülle jederzeit miteinander verbunden sein mussten. Das letzte Stück der Anreise legten die Studierenden denn auch nicht mit dem Bus, sondern zu Fuss zurück.
Wissenschaftliche Recherche als Hauptziel
Das Basislager gab mit den 50 verschiedenen Biwaks ein beeindruckendes Bild ab. Das Hauptziel des Kontextmoduls war aber nicht das fertige Biwak, sondern der ganze Planungs- und Entwicklungsprozess. «Mit dieser Projektarbeit wurde vor allem das wissenschaftliche Recherchieren und das schriftliche Dokumentieren eines Forschungsprojekts geschult», sagt der Modulverantwortliche Christian Zimmermann. Diese Fertigkeiten im wissenschaftlichen Arbeiten würden im weiteren Studium, in der Forschung und in der Berufspraxis erforderlich sein. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit in interdisziplinären Gruppen.
«Ich finde es sehr gut, mit anderen Fachrichtungen zusammenzuarbeiten», sagt Andreas Fischer. Er absolviert sein Architekturstudium in Teilzeit. «Ich sehe jeweils im Arbeitsalltag, wie wichtig die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Praxis ist.»
Der Härtetest in Melchtal war für die Studierenden das Highlight des intensiven Moduls. «Am Anfang wussten wir noch nicht, was bei unserem Projekt herauskommen wird», sagt Céline Leist, die Innenarchitektur studiert. «Jetzt sind wir froh, dass wir ein gut funktionierendes Biwak haben, in dem es nach kurzer Zeit schon 15 Grad warm ist.» Ein behaglicher Wert, wenn die Aussentemperatur gut zwei Grad beträgt.