In der Übersicht
Menschen mit sozialen und psychischen Belastungen benötigen geschützte, konsumfreie Räume, die Rückzug, Stabilität sowie niederschwelligen Zugang zu Beratung und Unterstützungsnetzwerken ermöglichen. Im Auftrag der Stadt Luzern wurde im Rahmen einer Bedarfsanalyse untersucht, ob und in welchem Umfang ein solcher Treffpunkt erforderlich ist.
Zur Bedarfserhebung wurde ein multimethodisches Design angewendet: 38 Personen in prekären Lebenssituationen wurden schriftlich befragt. Ergänzend fanden sechs narrative Interviews mit Betroffenen sowie 14 leitfadengestützte Expert:inneninterviews mit Fachpersonen aus dem Luzerner Versorgungssystem statt.
Aus Sicht der Betroffenen braucht es einen Ort, der Sicherheit, Zugehörigkeit und Stabilität vermittelt und zugleich einen niederschwelligen Zugang zu professioneller Unterstützung ermöglicht. Fachpersonen sehen in einem solchen Treffpunkt grundsätzlich ein wirksames Instrument zur Reduktion sozialer Isolation und zur Entlastung öffentlicher Räume. Die Schaffung eines neuen Angebots wird jedoch ambivalent beurteilt. Stattdessen wird empfohlen, bestehende Treffpunkte durch gezielte Anpassungen in Angebot, Infrastruktur und Zielgruppenansprache weiterzuentwickeln. Zugleich machen die Ergebnisse grundlegende strukturelle Versorgungsdefizite sichtbar. Als zentrale Versorgungslücke benennen sowohl Betroffene als auch Fachpersonen den Mangel an adäquatem Wohnraum. Dieser erschwert soziale Stabilisierung und kann sogenannte Drehtüreffekte begünstigen. Zudem wird die starke Fragmentierung des Hilfesystems kritisiert, da sie den Zugang zu passgenauen und koordinierten Unterstützungsleistungen erschwert.
Die Bedarfsanalyse würdigt das bestehende System der Suchthilfe als tragende Säule der kommunalen Unterstützungsstrukturen. Zugleich macht sie Entwicklungspotenziale sichtbar und unterstreicht die Bedeutung einer systemisch koordinierten Weiterentwicklung. Damit liefert sie eine evidenzbasierte Grundlage für strategische Entscheidungen im Luzerner Versorgungssystem.