Wie können wir das Verhältnis zwischen Mensch und Natur jenseits traditioneller Dichotomien neu denken? Die westliche Denktradition operiert mit einer kategorialen Trennung zwischen dem erkennenden Subjekt und der zu erkennenden Natur als Objekt. In dieser Konfiguration erscheint Natur stets als das Andere – sei es als Gegenstand der Bewunderung, der Bewahrung oder der Aneignung.
Elisabeth Nold Schwartz lotet in ihrer Forschung am Beispiel der sich ausbreitenden Grünerle in den Schweizer Alpen die Grenzen dieses Denkmodells aus. Die Pflanze begreift sie dabei nicht als invasive Störgrösse, sondern als Teil eines dynamischen Geflechts aus Klima, Bewirtschaftung und mikrobiellen Symbiosen. Aufbauend auf Karen Barads agentiellem Realismus und mittels künstlerischer Forschung erprobt sie ein relationales Naturverständnis. Im Zentrum steht nicht die Abbildung von Natur, sondern die Ermöglichung neuer Erfahrungsweisen, in denen sich die Trennung zwischen Subjekt und Objekt auflöst.
Ziel ist es nicht, Natur zu definieren. Sie soll als relationaler Erfahrungsraum begriffen werden, um damit auch uns selbst neu zu denken. Durch künstlerische Praxis werden alternative Naturverhältnisse erkundet, die über kategoriale Ordnungen wie «einheimisch / invasiv» hinausweisen und neue Modi des In-der-Welt-Seins eröffnen.