Overview
Im Rahmen einer qualitativ angelegten Tagebuchstudie wurde untersucht, welche Treiber und Hemmnisse im Alltag eine vegane Ernährung während des Veganuary 2023 begünstigen oder erschweren und inwieweit sich eine solche temporäre Ernährungsumstellung nachhaltig auf das Verhalten auswirkt. Die Stichprobe umfasste 19 Teilnehmende, die vor Studienbeginn regelmässig tierische Produkte konsumierten und über den gesamten Monat Januar hinweg intensiv begleitet wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass die konsequente Umsetzung einer veganen Ernährung für die meisten Teilnehmenden einfacher war als erwartet, insbesondere an Wochentagen mit höherer Selbstkontrolle über die Verpflegung. Herausforderungen traten vor allem an Wochenenden, bei Einladungen und Restaurantbesuchen auf. Während der Verzicht auf Fleisch überraschend leicht fiel, stellte insbesondere Käse ein häufig genanntes Hindernis dar. Der Großteil der insgesamt 257 getesteten Ersatzprodukte wurde positiv bewertet. Als größte Belastung wurde der zusätzliche Aufwand durch Einkauf und Planung identifiziert. Gesundheitliche Veränderungen blieben hinter den Erwartungen zurück; hingegen wurden Verbesserungen im Energielevel und in der Stimmung häufiger genannt.
Insgesamt wurden im Rahmen der Tagebucheinträge 629 förderliche und 293 hemmende Faktoren für die vegane Ernährung identifiziert. Zu den zentralen Treibern zählten eine gute Vorbereitung, die Etablierung neuer Routinen, die zunehmende Verfügbarkeit pflanzlicher Produkte sowie die Unterstützung durch das soziale Umfeld. Zehn Wochen nach Abschluss des Veganuary zeigten sich bei einem Grossteil der Teilnehmenden signifikante und weitgehend stabile Verhaltensänderungen: Der Konsum tierischer Produkte, insbesondere von Fleisch, Butter, Joghurt und Eiern, wurde deutlich reduziert, wobei über zwei Drittel der ursprünglich formulierten Verhaltensabsichten umgesetzt oder übertroffen wurden. Der häufig bei Verhaltensänderungen beobachtete Rückfall in alte Muster (Jojo-Effekt) war kaum festzustellen. Einzig beim Käsekonsum zeigte sich eine Diskrepanz zwischen intendiertem und realisiertem Verhalten.
Die Ergebnisse belegen das Potenzial des Veganuary als wirkungsvolles Instrument zur Förderung pflanzenbasierter Ernährungsmuster. Zur weiteren Optimierung sollten zukünftige Interventionen stärker personalisiert werden und eine weniger polarisierende Kommunikationsstrategie verfolgen, um auch flexitarisch orientierte Zielgruppen gezielter anzusprechen.