Christian Leder vom Kompetenzzentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (CHESS) erläuterte die wichtige Position der (Wirtschafts-)Fachhochschulen im schweizerischen Bildungssystem. Durch die starke Vernetzung mit den regionalen Akteuren, die Transferleistung wissenschaftlicher Expertise in die Praxis sowie die Ausbildung von Fach- und Führungskräften konnten sich die Fachhochschulen in den letzten Jahrzehnten klar profilieren. Mit diesem Fundament und stetiger Innovationskraft können die Fachhochschulen selbstbewusst in die Zukunft gehen – auch in der Konkurrenz mit den Universitäten.
Franz Barjak, Professor an der FHNW, beleuchtete den Wert des vierfachen Leistungsauftrags der Fachhochschulen für Wirtschaft und Gesellschaft. Damit die Qualität in Aus- und Weiterbildung, anwendungsorientierter Forschung sowie Dienstleistungsprojekten an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis sichergestellt ist, bedarf es nebst einer konsequenten Theoriebasierung und Forschungsexpertise auch eines breiten Spektrums an praktischer Expertise – und einer guten Nachwuchsförderung. Schliesslich sind es die unterschiedlichen Ausprägungen und Stärken des Personals, die einer Fachhochschule ihr Profil geben. Und apropos Nachwuchs: FH-Absolventinnen und -Absolventen im Fachbereich Wirtschaft erfahren bezüglich Führungsposition und Salär in Unternehmen eine höhere Wertschätzung als Absolventinnen und Absolventen von universitären Hochschulen. «Beim Salär spielt die Produktivität bekanntlich eine wesentliche Rolle», fügt Barjak schmunzelnd an.
Zukunfts-Check: Die künftige Entwicklung der Schweizer Fachhochschulen
In Video-Statements gaben Persönlichkeiten aus Politik, Bildung und Wirtschaft eine Einschätzung zur Entwicklung und Profilierung der Schweizer Fachhochschulen. Dabei zeigten sie sich insgesamt sehr zuversichtlich. So verdeutlichten etwa Monika Rühl (economiesuisse) und Doris Russi Schurter (Verwaltungsrätin), dass wir in der Schweiz ein sehr gut etabliertes Bildungssystem haben, in dem die Fachhochschulen eine wichtige Rolle spielen, und dem wir auch in Zukunft Sorge tragen müssen. Bruno Weber-Gobet (Travail.Suisse) und Martina Hirayama (SBFI) betonten die Bedeutung einer guten Vernetzung unter den Hochschulen durch starke Kooperationen, bei ebenso hoher Relevanz der lokalen Verankerung. Laut Toni Schmid (FH Schweiz) zeigen aktuelle Forschungsergebnisse, dass sich die Anforderungen an die erwarteten Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt verändern. Fachwissen sei nach wie vor wichtig, doch nehme die Bedeutung von Sozialkompetenzen weiter zu. Insbesondere bei Selbstführung und Kommunikation sei noch ein grosser Handlungsbedarf festzustellen. Georg Krücken (International Centre für Higher Education Research, INCHER) ging u.a. auf die Kombination von Präsenzlehre und digitalen Formaten ein, welche zukünftig eine noch stärkere Auseinandersetzung mit Digitalisierungsthemen erfordere, und Frank Ziegele (Centrum für Hochschulentwicklung, CHE) betonte die Bedeutung einer eigenständigen Profilbildung der einzelnen Hochschulen.
Am anschliessenden Panel diskutierten Silvia Thalmann-Gut (Regierungsrätin Kanton Zug), Natalie Rüedi (Personalleiterin Emmi Gruppe) sowie Franz Barjak und Christian Leder die grossen Entwicklungsthemen der Fachhochschulen für Wirtschaft. Diese lassen sich in drei Bereiche zusammenfassen: Es geht erstens um inhaltliche Entwicklungen, indem die wichtigen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bearbeitet werden müssen. Zweitens gilt es, die zunehmende Dynamik in Wirtschaft und Gesellschaft intern bzw. auf organisationaler Ebene aufzugreifen. Fachhochschulen sind diesbezüglich im Vorteil gegenüber Universitäten, weil ihre Strukturen jünger und damit agiler sind. Und drittens wird die Koordination zwischen den Fachhochschulen und mit den Universitäten an Relevanz zunehmen. Anstelle des Konkurrenzdenkens sollte der Fokus auf die Ausdifferenzierung der Profile gelegt werden. Das ermöglicht, Kompetenzen sinnvoll zusammenzubringen.
Zunehmende Konvergenz bei den Wirtschaftswissenschaften
Christine Böckelmann erläuterte die Faktoren, die zu Konvergenz und Divergenz zwischen den Institutionen des tertiären Bildungsbereichs führen. Unter anderem zeigte sie die Bedeutung staatlicher Steuerung auf und illustrierte anhand von Daten, dass insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften die Profile von Universitäten und Fachhochschulen nicht sehr trennscharf sind.
Zum Schluss erhielten die Teilnehmenden spannende Einblicke in die Geschichte und das Wirken in den vier Leistungsbereichen an der Hochschule Luzern – Wirtschaft.