Das Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR hat gemeinsam mit dem Institut für Kommunikation und Marketing IKM der Hochschule Luzern – Wirtschaft eine Intensivwoche an der Design School der Nottingham Trent University (GB) entwickelt, in der Manager zusammen mit Designern die Zukunft selbst erschaffen können und lernen, ihre Perspektive auf eine human-zentrierte Zukunft auszurichten.
Die in der Woche entwickelten Fähigkeiten sollen die Teilnehmenden dabei unterstützen, von der Inspiration bis zur Implementierung zielgerichtet an einer Neuerung zu arbeiten sowie diese innerhalb und ausserhalb der Organisation effizienter kommunizieren zu können. Der Design Thinking Prozess bietet dabei eine strukturierte Vorgehensweise, die die Teilnehmenden dabei unterstützt, komplexe, gesellschaftliche Zusammenhänge zu erfassen und das Vertrauen in eigene Fähigkeiten zur Entwicklung von neuen Lösungen zu stärken. Dies geschieht nicht zuletzt durch die Arbeit in einem kreativen Umfeld und durch die Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen Berufsfeldern und Disziplinen. Vom 2. bis 7. August 2015 wird in Nottingham mit Kopf und Händen gedacht. Die Trent University in Nottingham bietet dabei ideale Voraussetzungen dafür – in einem Spannungsfeld der Tradition und Innovation. Die Universität wurde mehrfach mit Innovationspreisen im Unterrichten ausgezeichnet und ist im „creative quarter“ einer mittelalterlich geprägten Stadt in East Midland angesiedelt. Inspiration ist also garantiert…
Zukunft, Innovation, Trends, Markterfolg, Entrepreneurship sind Begriffe, die Manager nicht spontan und unmittelbar mit Design in Verbindung bringen. Design, das bedeutet für viele in erster Linie Ästhetik und „fancy“ Produkte, die von kreativen Menschen entwickelt wurden. Auf den ersten Blick passt diese Vorstellung nicht wirklich in die analytische und strukturierte Welt des Managements. Ein genauerer Blick auf die Vorgehensweise von Designern lehrt uns jedoch, dass es einerseits Gemeinsamkeiten im Management und im Design und andererseits neue Perspektiven gibt, die sich Manager zu Nutze machen können.
Beginnen wir mit Zukunft und Trends; diese werden im Management im Allgemeinen analysiert, um anschliessend daraus neue Strategien, Produkte und Services zu entwickeln. Designer beobachten vielmals intensiv das Verhalten von Menschen in ihrem Lebensumfeld, um herauszufinden, was ihnen nützen könnte und generieren Trends mit neuen Lösungen. Diese Vorgehensweise führte zu neuen Produkten und Dienstleistungen, die für uns mittlerweile alltäglich geworden sind und unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflussen. Der iPod ist wohl eines der bekanntesten Beispiele. Dass sich die Sichtweise der Designer auf den Weg gemacht hat, den Horizont des Managements zu erweitern, lässt sich daran erkennen, dass es bereits einige Schweizer Organisationen gibt (z.B. Swisscom, ZKB) die mit Design Thinking arbeiten. Design Thinking wird als sinnvolle Ergänzung der bisherigen Herangehensweisen zur Veränderung und Entwicklung von Neuem angesehen. Die Denkweise ist in allen Bereichen des Managements anwendbar und eignet sich für jede Art von Organisation, sei es Profit oder Not-for-Profit.
Wenn Designer eine Lösung entwickeln, stellen sie sich oft die Frage nach deren Sinn für Menschen und unsere Gesellschaft. Die Lösung steht dabei erst einmal nicht im Mittelpunkt. Vielmehr sind es kontextuelle Fragestellungen, die den persönlichen Aufmerksamkeitsschwerpunkt auf das Wesentliche lenken und dazu führen, dass Designer das menschliche Verhalten verstehen und die Erkenntnisse dazu in Lösungen integrieren. Eine Verhaltensänderung, welche ohnehin schwierig ist, wird nicht unmittelbar forciert. Stellt z.B. eine touristische Destination das Erholungsbedürfnis in der eigenen Region ins Zentrum ihres Angebots und ihrer Kommunikation, so gelangt sie sicherlich zu anderen Lösungen, als wenn sie versucht, den Trend der urbanen Lebensgestaltung für sich zu nutzen. Es können neue touristische Angebote durch überregionale Kooperationen in urbanen Gebieten mit innovativen Geschäftsmodellen entstehen, die helfen, den Reiseverkehr sowie die organisatorischen und emotionalen Anstrengungen von erholungssuchenden Menschen zu reduzieren.
In der Managementlehre gilt der Grundsatz der Bedürfnisorientierung ebenfalls. Darauf aufbauend gibt es zudem Prozesse und Tools, um Bedürfnisse zu analysieren und in die Entwicklung von neuen Produkten, Services oder Strategien zu integrieren. Oft ist der Entwicklungsprozess jedoch linear gestaltet und führt dazu, eine Idee nicht mehr zu verwerfen, obgleich sie nicht die beste Lösung für das Problem darstellt. Designer gehen nicht primär davon aus, dass sich Lösungen im Rahmen der komplexen, gesellschaftlichen Zusammenhänge auf Anhieb und in einem linearen Prozess entwickeln lassen. Vielmehr experimentieren sie ständig und nutzen einfache Mittel, um innovative Lösungen zu testen und mit ihren Nutzern zu kommunizieren. Scheitern ist im Design für das Verstehen der Lösung zentral; in der Managementlehre werden Fehler tendenziell zur Entwicklung von Präventionsstrategien genutzt. Die Option des Scheiterns wird hierbei weniger bewusst und kaum aktiv in die Entwicklungsarbeit integriert, um zu besseren Lösungen zu gelangen.
Für Designer sind Kreativität und das eigene Vorstellungsvermögen zentral für die Ideenentwicklung. Sie vertrauen ihren eigenen Fähigkeiten und dem menschlichen, kreativen Potential. Es dürfte unumstritten sein, dass es auch in den Managementbereichen kreative Menschen gibt, die ihre Ideen einbringen. Allerdings steht Kreativität im Management weniger im Fokus als im Design. Dabei leistet die menschliche Kreativität bei Innovationen grosse Dienste. Sie ist zielgerichtet und sorgt dafür, dass wir unseren Blickwinkel erweitern und effizient zu Lösungen gelangen, die weniger offensichtlich aber sinnvoll sind. Und noch eines: sie ist eine menschliche Fähigkeit, die von jedem erlernt werden kann.