von Andrea Wiss
«Der Weg vom Bankkundenberater zum Sozialarbeiter scheint auf den ersten Blick nicht offensichtlich. Für mich geht es aber in beiden Berufen immer um Menschen und Beziehungen. Jeder Mensch bringt sein ‹Päckli› von Problemen, Anliegen und Wünschen mit. Während meiner militärischen Offiziersausbildung habe ich realisiert, dass mir der Umgang mit Menschen wichtig ist. Deshalb habe ich mich für das Bachelor- Studium in Sozialarbeit an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit entschieden. Dieses Diplom hat mir Sicherheit gegeben. Mein neuer Job als Bereichsleiter Soziales und Alter in der Gemeinde Risch hat meinen Ehrgeiz vorerst gestillt. Doch meine innere Unruhe und das Verlangen nach einer neuen Herausforderung haben mich dazu bewogen, mich für das Master-Studium in Sozialer Arbeit anzumelden.
Das gelernte Wissen aus dem Master-Studium kann ich direkt in meinen Berufsalltag transferieren. Es sind vor allem die wissenschaftlichen Module, die mir in der Praxis helfen: Im Modul ‹Forschungsmethoden› befragten wir Schulsozialarbeitende und wollten herausfinden, welche Typen von Schulsozialarbeitenden es gibt. Das neu gewonnene Wissen habe ich direkt in die Personalrekrutierung übertragen. Für die Neubesetzung einer Stelle in der Schulsozialarbeit habe ich mir überlegt, welchen Typ von Schulsozialarbeitenden ich suche. Während der Vorstellungsgespräche habe ich gezielte Fragen gestellt, um so die passende Person zu finden.
Nicht nur die Erkenntnisse aus der qualitativen, sondern auch aus der quantitativen Forschung helfen mir im Berufsalltag: Ich muss empirische Daten zusammenfassen und vor dem Gemeinderat oder der Bevölkerung erklären.
Meine Aufgaben sind vielfältig. Ich führe den polyvalenten Sozialdienst und dessen Administration sowohl fachlich als auch personell. Ich habe das Privileg, mit 29 Jahren bereits zehn bis 14 Personen zu führen. Weiter bin ich für die Kontrolle und Bewilligung von familienergänzenden Angeboten – Kitas – zuständig. Als Bereichsleiter Soziales und Alter bin ich Mitglied der Projektgruppe, die den Neubau eines Alters- und Pflegezentrum in der Gemeinde Risch plant. Mit der Auflösung der Vormundschaftsbehörde und der Einführung der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) habe ich zusätzlich eine Verantwortung im Bereich Kindesschutz erhalten. Ich bin Ansprechperson für Lehrerinnen und Lehrer, Kindergärtnerinnen oder Schulsozialarbeitende innerhalb der Gemeinde. Bei Problemen spreche ich mit den betroffenen Familien und versuche, gemeinsam mit ihnen den freiwilligen, präventiven Weg zu gehen. Nur wenn die Eltern die Hilfe verweigern, gibt es eine Gefährdungsmeldung an die KESB.
Meine Arbeit bringt nicht nur schöne Momente mit sich, aber die Arbeit mit den Menschen und ihren Beziehungen interessiert mich. Zudem habe ich eine verständnisvolle Arbeitgeberin, die mir ermöglicht, meine Arbeitstage flexibel einzuteilen und ein Master-Studium berufsbegleitend zu absolvieren. Zu Beginn des Studiums habe ich mir erhofft, mich mit dem Master-Abschluss noch besser als Führungsperson auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Doch mittlerweile geht es mir um viel mehr: Ich möchte mich als Professioneller der Sozialen Arbeit positionieren. Diese Haltung vertrete ich gegenüber meiner Arbeitgeberin, aber auch gegenüber Personen, die nicht aus diesem Fachbereich sind. Mit dem Master-Studium setze ich mich dafür ein, dass die Profession der Sozialen Arbeit anerkannt wird.»
Kategorie:
Soziale Arbeit
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