«Die Soziokulturellen Animatorinnen und Animatoren in den Jugendtreffs erlebten oft, dass sich die jungen Frauen und Männer auf ihre Herkunft reduzierten und sich gegenseitig diskriminierten», erzählt Regula Haas. «Ich wollte diese Themen mit ihnen aufgreifen und mit dem Medium Film kreativ bearbeiten.» In Interviews, die sie mit zehn Jugendlichen führte, kristallisierte sich heraus, dass viele mit Vorurteilen und Diskriminierung in Berührung kommen, sich aber mehr Toleranz wünschen. «Das Bewusstsein für eigene Vorurteile war hingegen nicht ausgeprägt, und es fehlte das Wissen, wie eine Kultur der Offenheit gefördert werden kann. Hier wollte ich ansetzen», erinnert sich Haas.
Gemeinsamkeiten verbinden stärker als Unterschiede trennen
Sie fragte die interviewten Jugendlichen, ob sie in ihrer Projektgruppe mitmachen wollten. Fünf junge Frauen und ein junger Mann erklärten sich dazu bereit. In diversen Sitzungen arbeitete die Gruppe darauf hin, eigene Vorurteile zu benennen und allenfalls zu revidieren sowie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Jugendlichen zu erkennen. «Als die Jugendlichen merkten, dass es trotz aller Unterschiede zwischen ihnen in der Gruppe doch diverse Fans der gleichen Musikgruppe oder des gleichen Fussballvereins gab, lockerte das die Stimmung in der Gruppe stark auf», lacht Haas. Viele Gespräche später hatte sich eine gemeinsame Haltung zum Thema Diskriminierung und Mobbing gebildet.
Popcorn, roter Teppich und nachhaltige Wirkung
Diese floss ins Drehbuch des Kurzfilms «STAND UP! Against mobbing» ein, welches die Mitglieder der Projektgruppe gemeinsam erarbeiteten. Der Film zeigt zwei Mal den gleichen Schultag des fiktiven Mobbing-Opfers Franziska: In der ersten Version kommt niemand dem Mädchen zu Hilfe, in der zweiten Version hingegen schon. Die Jugendlichen aus der Projektgruppe machten Werbung bei ihren Kolleginnen und Kollegen, und so waren bald alle Filmrollen besetzt. Bei den Dreharbeiten, die in einem Tag abgeschlossen waren, halfen zudem ein professioneller Schauspieler und ein Filmfachmann mit. «Der Höhepunkt des Projekts war die öffentliche Premiere samt rotem Teppich, Grossleinwand und Popcorn», blickt Haas zurück. Sie freut sich darüber, dass ihr Praxisprojekt eine nachhaltige Wirkung erzielt, und das nicht nur in der persönlichen Einstellung der Teilnehmenden: «Eine der Schülerinnen hat mir erzählt, dass sie nun selber ein Drehbuch schreibt – für das Theater am Semesterabschlussball.»