«Ein Kompass, der durch die nicht einfach zu navigierenden Gewässer der Alterspolitik führt». So umschreibt Soziologe und Projektleiter Prof. Dr. Jürgen Stremlow der HSLU das Resultat des mehrjährigen Forschungs- und Entwicklungsprojektes. «Eine ganzheitliche Alterspolitik berücksichtigt die Vielfalt der Lebenswirklichkeit von älteren Menschen und wird in der Gemeinde als Querschnittsthema wahrgenommen, das neben den Bereichen Gesundheit und Soziales beispielsweise auch die Themen Verkehr und Mobilität oder das Bau- und Wohnungswesen tangiert.» Insbesondere für kleinere Gemeinden mit geringeren personellen und finanziellen Ressourcen sei es deshalb eine Herausforderung, eine entsprechende Alterspolitik zu planen und umzusetzen.
Genau darauf zielt das gemeinsame Projekt «Kompass kommunale Alterspolitik» der HSLU (Departemente Soziale Arbeit und Wirtschaft) und der Pro Senectute Schweiz ab. Das entwickelte Prozessmodell mit den sechs Analyseinstrumenten soll interessierte Gemeinden künftig dabei unterstützen, ihre Alterspolitik selbständig, proaktiv und mit vertretbarem Aufwand zu gestalten. Es wird nun Pro Senectute zur weiteren Anwendung und der zukünftigen Beratung von Gemeinden übergeben. Das gesamte Konzept orientiert sich sowohl an gesetzlichen Grundlagen als auch an den durch die WHO definierten Kriterien für «age-friendly cities», also altersgerechte Städte.
Mehrstufiges Prozessmodell
Der Kompass führt von der ersten Bedürfnisabklärung über mehrere Phasen mit bis zu sechs Analyseinstrumenten hin zu einem fundierten Gemeindeportrait. Auf dieser Grundlage werden gemeinsam mit den Gemeindeverantwortlichen im Rahmen einer Strategieentwicklung verschiedene Ziele mit strategischen Optionen zur (Weiter-)Entwicklung der kommunalen Alterspolitik formuliert. Neben der Berücksichtigung von demografischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die ältere Bevölkerung und der Analyse der eingesetzten finanziellen Mittel der Gemeinde im Altersbereich werden nach Jürgen Stremlow weitere Analysen benötigt. Ein einfaches Abgleichen von finanziellen Möglichkeiten mit den demografischen Entwicklungen einer Gemeinde genüge nämlich nicht. «Es braucht zum Beispiel ebenso Analysen zu Kooperationen der Gemeinde mit zentralen Akteuren im Feld der Altersarbeit, mit Quartiervereinen oder Nachbarschaftshilfen sowie eine Einschätzung der älteren Bevölkerung zum aktuellen Stand und zu den Entwicklungsmöglichkeiten der kommunalen Alterspolitik», sagt Stremlow. Nur so könnten die verschiedenen Facetten einer umfassenden Alterspolitik beleuchtet werden. Diese würden neben altersgerechtem Wohnen und betreuerischen / pflegerischen Diensten auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie das Aufhalten und Bewegen im öffentlichen Raum beinhalten.
Zusammenarbeit mit fünf Pilotgemeinden
Entwickelt wurde der «Kompass kommunale Alterspolitik» nicht nur gemeinsam mit der Pro Senecute Schweiz, sondern auch mit vier kantonalen Pro Senectute Organisationen (OW, SZ, TG, ZG) und mit den fünf Pilotgemeinden Cham (ZG), Sarnen und Kerns (OW), Schwyz (SZ) und Münchwilen (TG). Dieses praxisorientierte Vorgehen erlaubte es den Forschenden, sowohl das Prozessmodell wie auch die einzelnen Analyseinstrumente mit den Expertinnen und Experten sowie mit Praxispartnerinnen resp. -partnern anzuwenden und zu optimieren. In Cham hat man beispielsweise festgestellt, dass für die Jugendarbeit bestehende Netzwerke auch für ältere Menschen zur Verfügung gestellt werden könnten. «Genau solche noch nicht genutzten Synergie-Möglichkeiten sollen durch die Analysen aufgedeckt werden», so Stremlow.
Den fünf Pilotgemeinden stehen nun basierend auf den individuellen Analyseergebnissen verschiedene massgeschneiderte Ziele mit strategischen Optionen zur (Weiter-)Entwicklung ihrer kommunalen Alterspolitik zur Verfügung. Diese bilden die Grundlage für die Gestaltung einer zukunftsorientierten kommunalen Alterspolitik. Pro Senectute wird mit dem «Kompass kommunale Alterspolitik» auch weitere interessierte Gemeinden in der Gestaltung ihrer Alterspolitik begleiten.