Im Jahr 2018 ist der Schweizer Crowdlending-Markt gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent gewachsen. Insgesamt wurden über die 13 Plattformen Kredite im Umfang von 262 Millionen Franken finanziert (2017: 187 Millionen Franken). Im Jahr 2015 lag das Volumen der vermittelten Kredite noch bei lediglich 8.4 Millionen Franken, also bei 3.2 % des diesjährigen Umfangs (siehe Grafik). Das zeigt die «Crowdlending Studie» zum Schweizer Markt, welche die Hochschule Luzern zusammen mit PwC und der Swiss Marketplace Lending Association veröffentlicht hat. Neben den Volumina wurden in einer Umfrage auch die zentralen Herausforderungen aus Sicht der Plattformen erhoben.
Grossteil der Kredite geht an Schweizer KMU
Insbesondere die Finanzierung von Schweizer KMU (Business Crowdlending) macht einen grossen Anteil innerhalb des Crowdlendings aus, wie die Studie zeigt. In diesem Bereich wurden 2018 134.4 Millionen Franken vermittelt. Im Bereich der Konsumkredite (Consumer Crowdlending), also der Kredite an Privatpersonen, belief sich das Volumen auf 57 Millionen Franken. Ein starkes Wachstum wurde im Bereich der hypothekarisch besicherten Kredite verzeichnet (2018: 70.5 Millionen Franken vs. 2017: 23.1 Millionen Franken). Obwohl sich das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr verringerte, erwarten die Studienautoren weiterhin hohen Zuwachs.
Institutionelle Investoren entdecken die Anlageklasse – kritische Grösse noch nicht erreicht
Das Interesse von professionellen Anlegern wie Asset Manager, Family Offices, Fonds und vermögenden Personen an der Anlageklasse steigt weiterhin markant. Deren Anteil an den finanzierten Kreditvolumen bei den Schweizer Plattformen ist noch einmal leicht gestiegen. Jedoch gibt es je nach Plattform starke Unterschiede. Die meisten professionellen Investoren fokussieren auf grössere Plattformen. Sowohl für den Gesamtmarkt als auch für einzelne Plattformen ist es zentral, eine kritische Grösse zu erreichen, um für institutionelle Investoren noch attraktiver zu werden. Aus Sicht der Autoren könnte sich ab einem jährlichen Marktvolumen von 1 Milliarde Schweizer Franken ein weiterer Wachstumsschub abzeichnen, da dann das Interesse von institutionellen Anlegern nochmals stärker geweckt wird.
Kundenakquisition und Reputation von hoher Bedeutung für Plattformen
Die Gewinnung von Geldgebern als auch von Geldnehmern ist für die Plattformen von sehr hoher Bedeutung. Die Schwierigkeit im Crowdlending-Markt besteht insbesondere darin, dass das Wachstum auf beiden Seiten in etwa ausgeglichen sein sollte. Daneben sehen die Plattformen das Thema Reputationsrisiken durch potenzielles Fehlverhalten anderer Plattformen auch in diesem Jahr als kritischer Risikofaktor für die ganze Branche an.
Schweizer Markt im internationalen Kontext weiterhin im Rückstand
Verglichen mit weit entwickelten Crowdlending-Märkten wie Grossbritannien oder den USA liegt der Schweizer Markt weiterhin zurück. Das im Crowdlending pro Einwohner investierte Volumen lag in der Schweiz im Jahr 2018 bei 30 Franken (Vorjahr 22 Franken). In Grossbritannien lag dieser Wert 2017 bei 89 Franken, in den USA bei 119 Franken.
Über Crowdlending
Crowdlending beschreibt die Vermittlung von Fremdkapital zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern über das Internet. Es wird zwischen Krediten an Privatpersonen (Consumer Crowdlending), Unternehmen (Business Crowdlending) sowie für Immobilien (Real Estate Crowdlending) unterschieden.