Die 1960er bis 1980er Jahre waren eine besonders ereignisreiche Zeit für den europäischen Jazz und markierten einen Wendepunkt. «Die Musiker und vereinzelt auch Musikerinnen emanzipierten sich von den amerikanischen Vorbildern und begannen, eigene Kompositionen zu spielen und damit Erfolg zu haben», erklärt Olivier Senn, Leiter des Forschungsschwerpunkts Performance an der Hochschule Luzern – Musik. Doch wie genau hat sich der Jazz während dieser Zeit in verschiedenen europäischen Ländern entwickelt, beispielsweise in Frankreich, Ungarn, der ehemaligen DDR oder der Schweiz? Dieser Frage geht die dreitägige, öffentliche Fachtagung «Growing Up: Jazz in Europa 1960–1980» auf den Grund. Forschende aus verschiedenen europäischen Ländern beleuchten in Referaten die Unterschiede und Ähnlichkeiten des Jazz sowie seine politischen und ästhetischen Verknüpfungen.
Auch die Schweizer Jazzszene wird am Symposium in ihrem europäischen Kontext betrachtet: Hierzu laufen Projekte an den Hochschulen in Bern (Nationalfonds-Projekt «Growing Up. Die Emanzipation des Jazz in der Schweiz 1965–1980») und Luzern (Willisau Jazz Archive).
Weiter lenkt die Tagung einen Fokus auf die Genderfrage, denn Frauen waren, abgesehen von den Vokalistinnen, lange Zeit eine Randerscheinung im Jazz. Bekannte europäische Jazzforscherinnen referieren an der Tagung zu diesem Thema.
Das Symposium wird von den Musikhochschulen in Bern, Lausanne und Luzern gemeinsam organisiert. «Für die Schweizer Jazzforschung ist diese Zusammenarbeit einmalig», so Thomas Gartmann, Forschungsleiter an der Hochschule der Künste Bern.
Highlight: Konzert von Irène Schweizer und Pierre Favre
Als Keynote-Speaker treten Ekkehard Jost und Bruno Spoerri auf. Musiker wie Pierre Favre und Thomas Mejer erläutern spezifisch musikalische Aspekte im Rahmen von Concert Lectures. In Workshops präsentieren Studierende aus Lausanne und Bern Schweizer Jazzkompositionen von Magog, BBFC und Urs Voerkel. Ein Konzert der DKSJ-All-Star-Band – ein studentisches Ensemble aller Schweizer Jazzdepartemente – spielt Kompositionen und Arrangements des bekannten Luzerner Musikers Mani Planzer. Die Big Band der Hochschule Luzern tritt mit Stücken von George Gruntz auf. Musikalischer Höhepunkt des Symposiums ist ein Duo-Konzert von Irène Schweizer und Pierre Favre, zwei Pionieren des europäischen Free Jazz.
Die Tagung findet vom 6. bis 8. November 2014 im Saal der Maskenliebhaber-Gesellschaft in Luzern statt, die Konzerte in der Jazzkantine Luzern. Alle Veranstaltungen sind öffentlich und können gratis besucht werden. Weitere Informationen unter www.hkb.bfh.ch/growing-up und www.hslu.ch/m-veranstaltungen.