Mein gemütlichster Arbeitstag ist der Mittwoch. Da halte ich zuhause die Stellung. Morgens, wenn unsere drei Söhne in der Schule und im Kindergarten sind, arbeite ich am Laptop. Am Nachmittag kann ich höchstens ein paar E-Mails oder ein dringendes Telefonat erledigen. Die anderen Tage gleichen dagegen oft einem Postenlauf, der viel Konzentration und Ausdauer erfordert. Normalerweise treffe ich um 7 Uhr im Büro ein; nach zahlreichen Sitzungen, Recherchen, Unterrichtsstunden oder Vorträgen bin ich gegen 18 Uhr oder später wieder daheim in Buchrain.
Dozierende der Hochschule Luzern sind in mehreren Bereichen tätig: Wir unterrichten Studierende, die hier ihre Erstausbildung absolvieren, bieten aber auch Weiterbildungen für erfahrene Fachleute an. Hinzu kommen Forschungs- und Dienstleistungsprojekte mit Firmen oder Behörden. Diese Tätigkeitsfelder vermischen sich natürlich: Aus einer kurzen Beratung entsteht ein mehrmonatiger Projektauftrag, Forschungserkenntnisse baue ich in den Unterricht ein, Studierende arbeiten mit an kleineren Forschungsvorhaben, und, und, und…
An der Hochschule kann ich mein Interesse für Naturwissenschaften und Technik mit meiner Leidenschaft für politische Ökonomie verbinden. Nach dem Vordiplom als Elektroingenieur an der ETH habe ich mich entschieden, in Freiburg Volkswirtschaft zu studieren. Dank der Kontakte in die Innerschweiz – ich bin in Wolhusen (LU) aufgewachsen – konnte ich 1999 am Departement Wirtschaft an der Hochschule Luzern, das damals noch HWV hiess, eine Stellvertretung als Volkswirtschaftsdozent übernehmen.
Daraus sind mittlerweile 15 Jahre geworden – mit einem kurzen Abstecher zwischen 2003 bis 2005 zum Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. Während ich meine Dissertation in Freiburg schrieb, stieg ich in Luzern bereits als wissenschaftlicher Mitarbeiter ein. 2005 lockte mich das Forschungsprojekt «Neuland» ans Institut für Betriebs- und Regionalökonomie zurück. Dieses Projekt beleuchtete die Rolle der Fachhochschulen für Innovationsprozesse in ländlichen Regionen.
In meiner heutigen Funktion kann ich oft selber «Neuland» betreten und an Innovationsprozessen mitwirken. So beraten wir derzeit die Korporation Buttisholz bei der Umnutzung eines Landstücks. Wir helfen, Kriterien für die Entwicklung dieses 23’000 m2 grossen Geländes zu definieren. Eine ungemein spannende Aufgabe!
Ich unterrichte sehr gern. Dabei ist es mir wichtig, die Studierenden auch emotional zu erreichen. Sei es, indem ich sie politische Debatten führen lasse, oder indem wir über kontroverse Themen wie die Digitalisierung der Arbeitswelt diskutieren. Solche Erfahrungen können Online-Kurse oder Youtube-Lernvideos nicht bieten.
Autorin: Mirella Wepf
Bilder: Beat Brechbühl