Anfang März dieses Jahres hat der Exekutivrat von Swiss Olympic entschieden, dass die Schweiz für die Olympischen Spiele 2026 mit dem Projekt «Sion 2026. Die Spiele im Herzen der Schweiz» kandidieren soll. Am 11. April 2017 wurde dieser Entscheid vom Sportparlament von Swiss Olympic, dem höchsten Organ der Organisation, bestätigt.
Bei ihren Beschlüssen stützten sich die Gremien unter anderem auf einen Bericht des Instituts für Tourismuswirtschaft ITW der Hochschule Luzern und Rütter Soceco. Im Auftrag von Swiss Olympic haben die beiden Institutionen die mögliche Wirkung von Olympischen Winterspielen in der Schweiz untersucht. Im Zentrum der Analyse stand nicht eine bestimmte Kandidatur. Vielmehr haben die Hochschule Luzern und Rütter Soceco generell die potenziellen volkswirtschaftlichen Effekte und die langfristigen Legacy-Effekte (Vermächtnis) von Olympischen Winterspielen in der Schweiz abgeschätzt.
Besucherinnen und Besucher geben bis zu 700 Millionen Franken aus
Die Studienautoren gehen in der Zeit der Vorbereitung und Durchführung Olympischer Spiele von etwa 1.5 Millionen Logiernächten aus, im Maximum-Szenario von etwa 2.4 Millionen. Die Zahlen sind abhängig von Beherbergungs-, Event- und Transportkapazitäten der Austragungsregion, Wechselkurse, Wetter und internationaler Sicherheitslage. Die Ausgaben durch die Besucherinnen und Besucher belaufen sich auf 430 bis gut 700 Millionen Franken.
Die ersten Einschätzungen zeigen zudem, dass rund 4.2 bis 5.5 Milliarden Franken Umsatz (direkt und indirekt) durch Olympische Winterspiele in der Schweiz ausgelöst würden, was einer Bruttowertschöpfung von etwa 2.1 bis 2.75 Milliarden Franken entspricht.
Daraus würden sich für Bund, die Kantone und die Gemeinden Steuern von rund 200 bis 270 Millionen Franken ergeben.
Um die volkswirtschaftlichen Effekte zu erzielen, wird gemäss Studie ein Arbeitsvolumen von 18ʼ650 bis 24’640 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) im ganzen Land benötigt.
Tourismus und Sport profitieren dank der Investitionen
In Bezug auf das langfristige Vermächtnis von Olympischen Winterspielen in der Schweiz halten das Institut für Tourismuswirtschaft ITW der Hochschule Luzern und Rütter Soceco unter anderem fest, dass der Event ermöglichen würde, die Sport- und allgemeine Infrastruktur zu erneuern sowie auszubauen und neu zu erstellen. Dadurch verbessert sich die Attraktivität der Austragungsregionen. Die Investitionen führen wiederum kurzfristig zu einer höheren Wertschöpfung und Beschäftigung.
Der Tourismus kann die Spiele nutzen, um neue Märkte zu erschliessen und sich zu positionieren. Und dank der Berichterstattung über die Sportgrossveranstaltung erhöht sich weltweit die Bekanntheit der Schweiz. Der Sport hierzulande profitiert von der zusätzlichen Förderung und der modernen Infrastruktur.
Risiken von Olympischen Winterspielen sind vielfältig
Gleichzeitig weist die Studie darauf hin, dass die Durchführung Olympischer Winterspiele mit vielfältigen Risiken verbunden ist. Die grössten Risiken bestehen in Kostenüberschreitungen und damit einhergehenden Finanzierungsfragen, Über- und Fehlinvestitionen bei der Infrastruktur, Organisationsproblemen, hohen Sicherheitskosten, schlechtem Wetter und einer kritischen medialen Berichterstattung. Die Studienautoren plädieren deshalb für eine vorausschauende Planung und ein umfassendes Risikomanagement.
Zudem sollten die betroffenen Interessengruppen und die Bevölkerung mit einem partizipativen Prozess in die Planung einbezogen werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Involvierten bereit sind, Olympische Winterspiele mitzutragen.
Kosten sollten in Verhältnis zu Vermächtnis stehen
Zum Schluss halten die Hochschule Luzern und Rütter Sececo fest: Die Kosten für die zusätzlichen Investitionen müssen mehrheitlich von der öffentlichen Hand getragen werden. «Deshalb stellen sich Fragen in Bezug auf die Verhältnismässigkeit des Vermächtnisses (bzw. des Nutzens) Olympischer Winterspiele und den damit verbundenen Kosten sowie deren Finanzierung.»
Der Bericht «Olympische Winterspiele 2026 in der Schweiz. Eine Vorabschätzung der möglichen volkswirtschaftlichen Wirkungen sowie des langfristigen Vermächtnisses (Legacy)» kann auf der Projektwebsite der Hochschule Luzern heruntergeladen werden. Das Papier ist zudem Bestandteil der Berichte der Task Force 2026 von Swiss Olympic.