In der Übersicht
Die von der Textilindustrie verursachten Treibhausgasemissionen müssen bis 2030 drastisch reduziert werden, um das global gesetzte 1.5-Grad-Ziel (COP 21) zu erreichen. Hierfür braucht es gemäss dem „Fashion on Climate“-Report (Berg, 2020) neue Konsummuster, die Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle und die Verringerung der produktionsbedingten Emissionen. Das Modell der Kreislaufwirtschaft bietet zentrale Strategien für einen nachhaltigen Umgang mit Alttextilien. Um dies im Bereich der Arbeitsbekleidung zu realisieren, sind umfassende Transformationen in allen Prozessschritten sowie eine enge Zusammenarbeit der Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette notwendig.
Arbeitsbekleidung bildet eine ideale Ausgangslage für die Untersuchung zirkulärer Produktsysteme. Die Textilien werden als robuste Ware mit geringen Schwankungen in der Materialzusammensetzung konzipiert, die Nutzungsphase ist einheitlich, kontrolliert und dokumentiert. Dennoch werden jedes Jahr beträchtliche Volumen an Arbeitsbekleidung verbrannt oder einem Downcycling zugeführt, weil keine geschlossenen Materialkreisläufe bestehen.
Das Forschungsprojekt CWW untersuchte kreislauffähige Designstrategien, Wiederverwendungspraktiken, Wasch- und Nutzungsprozesse sowie Produktlebenszyklusdaten. Grosse Herausforderungen dabei waren hohe funktionale Ansprüche an Arbeitsbekleidung, nicht existierende Prozesse in der Rückhollogistik sowie ungenutztes Potenzial bezüglich digitaler Produktdatennutzung. Das Projektkonsortium ermöglichte eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit zirkulären Werterhaltungsstrategien. Die folgenden Hauptresultate aus dem Projekt unterstützen die Transformation hin zur kreislauffähiger Arbeitsbekleidung:
- 49 Empfehlungen für die Unterstützung zirkulärer Ressourcenflüsse für Entwicklung und Produktion, Produkt- und Serviceberatung, Wäsche und Pflege, Rückführung sowie Produktdatennutzung von Arbeitsbekleidung.
- Das Circular Workwear Indicator Tool unterstützt bei der Bewertung von Arbeitskleidung hinsichtlich ihrer Kreislauffähigkeit. Das Tool unterstützt in der Produktentwicklung und bei der Beschaffung. Es berücksichtigt die komplexen Aspekte der Herstellung, Nutzung und Entsorgung.
- Für den Pflegefachbereich wurden vier textile Prototypen aus gebrauchter Flachwäsche und Arbeitsbekleidung mit einem Recyclinganteil von bis zu 39 % entwickelt und getestet.
- Aus einer Interviewreihe wurde ein Prozessdiagramm erstellt, das die komplexen Abläufe im Bereich Arbeitskleidung veranschaulicht. Daraus wurde ein Zukunftsszenario für zirkuläre Wertschöpfung erarbeitet, das alle Stakeholder mit in die Verantwortung nimmt.
- Durch datengestützte Altkleidersortierungen konnte der Produktdatenaustausch entlang der Wertschöpfungskette erprobt werden. Mit gechippten Arbeitskleidern wurden praxisnahe Sortierexperimente durchgeführt, um Userinterface, digitale Schnittstellen und die Implementierung zu untersuchen und die Sortierqualität zu verbessern.