Der Preis der Max von Moos-Stiftung geht 2022 an Clemens Fellmann aus Fribourg, Absolvent des Master Kunst, für «Bespielungen eines Körpers». Fellmann installierte seine dreiteilige Videoarbeit als Teil der Spin-off-Ausstellung des Master Kunst in einer ehemaligen Fabrikhalle in Brunnen SZ. Die Videobilder wurden direkt auf die unverputzte Wand der Halle projiziert. Die Filme zeigen den Künstler beim Ausführen unterschiedlicher Alltagsbewegungen: Beim Aussteigen aus einem Bus, dem Regulieren einer Heizung oder dem Greifen einer Kaffeemaschine. Bewegungen wie diese werden von uns kaum wahrgenommen oder bewusst ausgeführt. Und an diesem Punkt setzt Clemens Fellmanns Arbeit an. Er nimmt diese automatisierten Bewegungsabläufe, löst sie von ihrem Verwendungszweck ab und repetiert sie, performt sie. So wirft er einen neuen Blick auf ganz Alltägliches.
Den mit 5'000 Franken dotierten Förderpreis Master of Arts in Design teilen sich 2022 erstmals zwei Studierende: Angela Wicki aus Luzern und Joel Hügli aus Bern.
Angela Wicki hat in ihrer Abschlussarbeit «Netzwerk Regenerative Bildung» im Bereich Service Design ein Netzwerk für Lehrpersonen zur Förderung des Unterrichts in und mit der Natur kreiert. Ziel ist, dass alle Schülerinnen und Schüler ganzjährig an einem Tag pro Woche im Freien lernen dürfen. Die Idee dahinter: Beim Unterricht in der Natur wächst eine kritisch denkende und sensibilisierte Generation heran, die den Wert der natürlichen Umwelt kennt und entsprechend verantwortungsvoll handeln wird. Angela Wicki setzt für ihr Netzwerk auf den Erfahrungs- und Wissensaustausch von Lehrpersonen vor Ort und auf digitale Plattformen.
Produktdesigner Joel Hügli konzentrierte sich in seiner Abschlussarbeit «Ecomade» auf ein low interest product: die Matratze. In der Schweiz werden jährlich bis zu eine Millionen Matratzen entsorgt. Nicht eine einzige davon wird recycelt. Mit diesem Zustand wollte Hügli sich nicht abfinden. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller Roviva und mit Unterstützung der Ikea Stiftung Schweiz hat er einen Matratzen-Prototyp hergestellt, dessen Materialien recycelbar sind. Der Prototyp besteht aus wenigen Materialien und Komponenten, die leicht zusammengefügt und wieder voneinander getrennt und ersetzt werden können.
Die zeugindesign-Stiftung zur Förderung der visuellen Gestaltung verlieh 2022 fünf Förderpreise mit je 4’000 Franken dotierte an:
Bachelor Design Management, International – Shirin Doerig – «Supporting Women and Physicians in the Journey with Endometriosis»
Doerig kreierte für ihre Abschlussarbeit «Supporting Women and Physicians in the Journey with Endometriosis» einen App-basierten Gesundheitsdienst. Die App richtet sich an Frauen, die an Endometriose leiden. Obwohl rund jede zehnte Frau davon betroffen ist, gilt die schmerzhafte Krankheit als wenig erforscht und wird oft erst spät diagnostiziert. Die App unterstützt die Frauen und die sie behandelnden Ärztinnen und Ärzte beim Erstellen der Diagnose und der Behandlung. So können darin Symptome in ein Tagebuch eingetragen und der Krankheitsverlauf damit objektiver nachvollziehbar gemacht werden.
Bachelor Graphic Design – Fawad Qadire – «In Afghanistan fliegen die Drachen immer noch»
Fawad Qadire beleuchtet in seiner mit Augmented Reality-Elementen versehenen Publikation «In Afghanistan fliegen die Drachen immer noch» die Fragmente der afghanischen Kultur nach Jahrzehnten der Kriege und der Konflikte. Entstanden ist ein ungebundenes Werk mit alphabetisch sortierten Bögen voller Interviews, Sammlungen, Kunstwerken und kulturellen Einblicken. Die losen Blätter der Publikation widerspiegeln das Gefühl der Fragilität. Mehr Informationen
Bachelor Illustration Fiction – Dinah Wernli – «Louise»
In ihrer 112 Seiten starken Publikation «Louise» erzählt Dinah Wernli die Geschichte von Louise Grütter. Die Bäuerin lebte in der Nachbarschaft des Schweizer Malers Cuno Amiet und stand ihm ab 1905 häufig Modell. Wernli war fasziniert von dieser Frau, die auf den Bildern Amiets mal mit entblösster Brut, mal mit Kind auf dem Arm, auftauchte, und setzt ihr mit abstrakten, teils schwarz-weissen, teils knallig-farbigen Bildern ein Denkmal. Mehr Informationen
Master Design – Nora Wagner – «selma & mogli»
Nora Wagner entwickelte mit «selma & mogli» ein Konzept für spielerisch-exploratives Lernen. Das Konzept wird von einem Kurzfilm und einer Dokumentation flankiert. Wagner geht von der Prämisse aus, dass künftig Kollaboration auf dem Arbeitsmarkt wichtiger sein wird als starre Hierarchieformen. Kinder müssten in der Schule auf diese Anforderungen vorbereitet werden, doch oft bestimme immer noch fremdgelenkt-statisches Lernen den Unterricht. «selma & mogli» zeigt Ansätze für neue Lernformen, die Schülerinnen und Schüler aktiv mitgestalten können. Mehr Informationen
Bachelor Video – Philipp Amaro Veiga Pinheiro – «o falecido»
Pinheiros 20-minütiger Schwarz-Weiss-Film «o falecido», dreht sich um den titelgebenden Verstorbenen. Obwohl der gar nicht tot ist. Der Filmemacher hat bis zu seinem 16. Lebensjahr mit seinem Vater gelebt. Aber eine Erinnerung an ihn hat er nicht. Was ist hier vorgefallen? Veiga Pinheiro stösst auf ein Tagebuch und macht sich auf die Suche – er konfrontiert die Frauen in seiner Familie, und findet seine eigene Perspektive auf die Geschehnisse.
Der Preis der Stiftung Alan C. Harris und Else Harris geb. Treumann wird 2022 an Xenia Joss, Absolventin Master Kunst, für ihre Arbeit «Räume der Tabus» verliehen. Joss basierte ihre Siebdrucke auf Interviews zu Tabuthemen in der Kindheit, beispielsweise der Tod, die Sexualität oder das Zeigen von Schwäche. Die Technik des Siebdrucks wählte Joss, weil sich Bilder damit beliebig oft reproduzieren lassen, genau wie auch Tabuthemen reproduziert und weitergetragen werden, wenn man sie nicht kritisch hinterfragt.
Der Förderpreis Design & Kunst/Alumni Hochschule Luzern geht an Emma Bertuchoz, Absolventin des Bachelor Kunst & Vermittlung. In ihrer Performance «Embracet» sucht Bertuchoz nach Stabilität in grosser Höhe – buchstäblich: Für ihre Abschlussarbeit hat sie stelzenartige Beinprothesen mit bleistiftförmigen Spitzen kreiert. Für die Trägerin oder den Träger ist es äussert schwierig, darauf das Gleichgewicht zu halten. Sie sind daher dazu gezwungen, ihre bisherigen Fähigkeiten zu verlernen und neue Wege der Fortbewegung finden.
Der Award geht 2022 an Tamara Volken aus Eglisau ZH. Die Absolventin des Bachelor Design Management, International entwickelte für ihre Abschlussarbeit «Designing Healing Evironments» ein interaktives PDF mit Richtlinien für die patientenzentrierte Gestaltung von Räumlichkeiten in psychiatrischen Kliniken. Je nach Krankheit müssen Räume ganz anders aufgebaut sein, um das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten zu fördern. Volkers Arbeit trägt die umfangreiche wissenschaftliche Forschung dazu in einem übersichtlichen Handbuch zusammen und erleichtert so Planerinnen und Architekten die Arbeit.
Die Auszeichnung Chapeau! Preis für Theorie BA-/MA-Arbeit ging 2022 an zwei Bachelor-Arbeiten:
Camille Fröhlich (Bachelor Illustration Fiction) für ihr Visual Essay «Eine ganz natürliche Sache». Fröhlich geht ein Thema an, das persönlicher und zugleich politischer kaum sein könnte: Mutter werden. In ihrem Essay fokussiert sie auf die Empfindungen von Müttern (und Vätern) nach der Geburt. Sie stellt Verbindungen her zwischen Moral, Religion und Ratgebern für werdende und junge Mütter und zeigt damit, auf wie vielen Ebenen gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird. Mehr Informationen
Léon Hüsler (Bachelor Video) für «… and then a couple of close-ups.» Hüsler untersucht in seiner theoretischen Arbeit die eine grundlegende medienwissenschaftliche Frage, nämlich wie Ästhetik und Ideologie zusammenhängen. Diese fächert er mit einer fast überwältigenden Fülle an Querverweisen und Bezügen auf Filme und Theorie-Diskussion auf. Hüslers Arbeit wird zudem von zahlreichen selbsterstellen Videoessays und -notizen begleitet.