Overview
Kulturlandschaften stehen vor tiefgreifenden ökologischen, gesellschaftlichen und kulturellen Transformationen. Der demografische Wandel, Klimaveränderung, intensive Landnutzung und touristischer Druck erzeugen Spannungsfelder zwischen Landschaftsschutz, sozialer Kohärenz und dem Erhalt immaterieller Kulturgüter. Gleichzeitig eröffnen digitale Technologien neue Perspektiven für die Sichtbarmachung, Vermittlung und nachhaltige Inwertsetzung lokaler kultureller Praktiken.
Im Zentrum des Projekts steht der Begriff des Resonanztourismus als Gegenmodell zu konsumorientierten Tourismuspraktiken. Aufbauend auf der Resonanztheorie von Hartmut Rosa wird Resonanz als wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Welt verstanden – als transformative Erfahrung, die ästhetische, soziale oder natürliche Phänomene berührbar macht. Ziel ist es, nicht nur Orte oder Angebote zu konsumieren, sondern resonanzfähige Situationen zu schaffen, in denen sich Gäste mit kultureller Praxis, Landschaft und lokalen Gemeinschaften verbunden fühlen.
Das Projekt greift diese Perspektive auf und entwickelt sie im Sinne einer zukunftsfähigen Kultur- und Tourismusstrategie weiter: Destinationen werden als kooperative, kulturelle Ökosysteme gedacht, in denen Resonanz nicht nur auf Seiten der Besuchenden, sondern auch bei den beteiligten Trägerschaften, Akteur:innen und Mitarbeitenden entstehen kann. Die Qualität der Reiseerfahrung wird dabei ebenso zentral wie die partizipative Gestaltung lokaler Vermittlungsprozesse.
Digitale Technologien – insbesondere immersive Formate wie Augmented Reality, Soundwalks oder digitale Archive – bieten neue Möglichkeiten, resonanzfähige Räume für immaterielles Kulturerbe zu schaffen. Praktiken wie Volksmusik, Köhlerei oder Erzähltraditionen werden nicht nur medial vermittelt, sondern als Ausgangspunkte für Begegnung und Co-Kreation verstanden. Ziel ist es, transversale Verbindungen zwischen lokalen Akteur:innen und kulturinteressierten Gästen aufzubauen und die Resilienz regionaler Kulturräume zu stärken.
Das IDN-Projekt dient der Vorbereitung eines interdisziplinären Drittmittelprojekts. Im Zentrum stehen die partizipative Entwicklung hybrider Resonanzräume sowie die Analyse, wie digitale Transformation, kulturelle Teilhabe und technologische Umsetzung produktiv zusammengeführt werden können. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Trägerschaften des immateriellen Kulturerbes werden Nutzungsszenarien evaluiert, Bedarfe erhoben und partizipative Formate erprobt, um eine gemeinsame Grundlage für ein antragsreifes Folgeprojekt zu schaffen.