Auf den ersten Blick könnte man Zora Weidkuhns Teppiche mit Luftaufnahmen tropischer Inseln verwechseln: Da wuchert der Urwald, dort lädt der Strand zum Bad ein, und in der Mitte lockt ein Felsen mit Panoramablick. Der Name der Entwurfsserie lautet denn auch passend «Ile mobile», die mobile Insel. «Meine Teppiche laden die Menschen zum Träumen ein. Sie dienen als Zufluchtsort vom Alltag, als ‹safe space›», sagt die Baslerin, die an der HSLU im zweiten Jahr im Bachelor Textildesign studiert.
«Ile Mobile» entstand in einem gemeinsamen Projekt der Hochschule Luzern und der Kramis Teppich Design AG aus dem Luzernischen Altbüron. Zwölf Textildesign-Studierende der HSLU tüftelten im Auftrag des Unternehmens zwei Monate lang an Entwürfen für eine Teppich-Kollektion. Ziel des Unterrichtsmoduls war es, ein möglichst langlebiges Produkt zu kreieren. Dieses soll die Käuferin oder den Käufer über viele Jahre hinweg begleiten; vom Kinderzimmer über die WG bis zur eigenen Wohnung.
Flaschenpost für die Kundschaft
Ende April führten Kramis und die HSLU einen Gestaltungswettbewerb durch, an dem «Ile Mobile» in die Kränze kam. Jurymitglied Tim Kramis lobt indes alle Entwürfe. «Uns fiel die Wahl schwer», sagt der Leiter Sales & Marketing beim Teppichhersteller. Zora Weidkuhns Entwurfsserie machte das Rennen, weil die Studentin neben der Gestaltung auch den Verkauf bedacht hatte. Ihre Ideen:
- Ein «Ile Mobile»-Teppich besteht jeweils aus ovalen Elementen. Kundinnen und Kunden ordnen diese individuell an und stellen so ihre eigene «Insel» zusammen. Alternativ wählen sie ein vorgegebenes Muster.
- Weiter wird der Teppich zusammen mit einer Flaschenpost verkauft. Die Nachricht in der Flasche liefert Vorschläge für kleine Alltagsrituale; beispielweise einen kurzen morgendlichen «Spaziergang» über die Teppich-Insel.
Tim Kramis: «Beide Aspekte erhöhen die emotionale Bindung der Kundinnen und Kunden zu ihrem Teppich – und damit auch dessen Langlebigkeit.»
Teppiche kommen in den Handel
Unternehmen im Textilbereich arbeiten regelmässig mit Textildesign-Studierenden der HSLU zusammen. «Es hat sich herumgesprochen, dass sie hochkarätige Ideen liefern und den Firmen helfen, eine junge Zielgruppe zu erschliessen», sagt Dozentin und Projektleiterin Brigitt Egloff. Die beteiligten Studentinnen und Studenten wiederum unterzögen ihr Können einem «Reality Check». «Sie stellten ihre Ideen dem Unternehmen in einem Pitch vor und besprechen deren Umsetzbarkeit auf dem Markt – ein ideales Training fürs spätere Berufsleben», so Egloff.
Die Kramis Teppich Design AG plant, Zora Weidkuhns Teppiche demnächst in den Handel zu bringen. «Wir präsentieren die Entwürfe derzeit unseren Verkaufspartnern», sagt Tim Kramis. Im Verlaufe des Sommers 2023 soll «Ile Mobile» zudem in der Unternehmenszentrale in Altbüron ausgestellt werden.