Eltern betrachten Sexualaufklärung in der Schule als sinnvolle und notwendige Ergänzung zur Erziehung. Lehrpersonen liegt daran, Schülern einen enttabuisierten Zugang zum Thema zu ermöglichen, wünschen sich aber zur Bearbeitung dieses intimen Themas Unterstützung durch externe Fachpersonen der Sexualpädagogik. So das Ergebnis einer Studie, die von der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit gemeinsam mit Sexuelle Gesundheit Schweiz (SGCH) und der Hochschule für Soziale Arbeit Genf (HETS) zwischen September 2015 und November 2018 durchgeführt wurde.
Das zweistufige Projekt untersuchte, wie Sexualaufklärung in der Schweiz gehandhabt wird, informell in den Familien und formal in der öffentlichen Schule. Interviews mit insgesamt 14 Müttern, 13 Vätern, 70 Jugendlichen (34 Mädchen, 36 Jungen) und 24 Lehr- und Fachpersonen trugen dazu bei, zu klären, wie eine ideale schulische Sexualaufklärung gestaltet sein müsste und welche Relevanz sexualitätsbezogene Menschenrechte haben.
Selbstbestimmung und Privatsphäre sind relevant
Die befragten Eltern sehen den Vorteil von schulischer Sexualaufklärung darin, dass sie einen gemeinsamen Wissensstand unter den Heranwachsenden sicherstellen kann. Die sexualitätsbezogenen Menschenrechte nehmen die Eltern grundsätzlich wahr und beziehen sich darauf in der Sexualaufklärung. Für die Jugendlichen haben das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper, der Schutz vor sexueller Gewalt und ihrer Intim- und Privatsphäre sowie ihr Recht auf Bildung und Information, insbesondere die schulische Sexualaufklärung, besondere Relevanz.
Weiter zeigt die Studie, dass weder Eltern noch Schule eine ganzheitliche Sexualaufklärung bieten können. Daher sprechen sich Jugendliche und Lehrer dafür aus, externe Fachpersonen zur Vermittlung der schulischen Sexualkunde heranzuziehen. Von der Schule erwarten die Jugendlichen gesicherte und verlässliche Informationen, die an ihrer aktuellen Lebenssituation orientiert sind. Die Untersuchung kommt zu Schluss, dass sich das Modell schulischer Sexualaufklärung mit Einbezug von externen Fachpersonen bewährt, die Bedürfnisse von Eltern, Jugendlichen und Lehrpersonen erfüllt und in der Deutschschweiz weiter gestärkt werden sollte.