Timothy Studer (31 Jahre, aus Meggen LU) hat für seine Arbeit «SHIFTING» den Centralplatz in Emmenbrücke mit dessen Darstellung auf Google Street View verglichen. Dabei stellte er fest, dass die digitalen Bilder nicht mit der Situation vor Ort korrespondieren. Diese Diskrepanz zwischen Realität und Virtualität beschäftigte Timothy Studer, der sich professionell mit der Verschiebtechnik, den Übertragungsmitteln von Wirklichkeit in Bilder auseinandersetzt.
Die Aufnahmen des Kamerawagens bearbeitet Google nicht nur aus persönlichkeitsrechtlichen, sondern auch aus technischen Gründen. Denn wo das Kamerafahrzeug steht, kann nicht gefilmt werden. Wendet man auf Google Street View den Fokus mit dem Cursor auf den Boden, ergänzt ein Algorithmus daher die Leerstelle mit Farbe, Licht und anderen Merkmalen aus der Umgebung. Diese digitalen Retouchen nimmt Timothy Studer als Vorlage, um sie in die reale Situation einzufügen. So hat er eine nachbearbeitete Leerstelle des Aufnahmewagens als Trompe l'oeil auf die Strasse gemalt. Und er hing eine Fahne über den Centralplatz, der ein verzerrtes Wappen der Gemeinde Emmen zeigt.
Präziser künsterlischer Zugriff
«Timothy Studers Arbeit besticht durch ihren präzisen künstlerischen Zugriff», sagte Christoph Lichtin, Leiter der kantonalen Museen Luzern, in seiner Laudatio. «Sie zeigt, dass man durch genaue Beobachtung an einem x-beliebigen Ort zu schlüssigen Aussagen darüber gelangen kann, was unsere Welt auszeichnet, wie uns heute – im konkreten Fall – die Digitalisierung bestimmt und mit welchen Mitteln wir uns über diese hinwegsetzen können.»
Die Max von Moos Stiftung vergibt den Max von Moos Förderpreis in Höhe von CHF 5‘000 an eine Master-Kunst-Studienabgängerin oder einen Studienabgänger der Hochschule Luzern – Design & Kunst mit dem Schwerpunkt Art in Public Spheres und Art Teaching. Der Preis wurde bereits zum siebten Mal auf der Vernissage der Werkschau in der Messe Luzern vergeben.
Die Arbeit von Timothy Studer ist im Rahmen der Diplomausstellung des Master Kunst noch bis zum 26. Juni 2016 in der Ausstellung «WIR SIND DA» in Emmenbrücke zu sehen.