Andrea Bregger beschäftigte sich im Rahmen ihrer Masterarbeit am Departement Soziale Arbeit der Hochschule Luzern mit der Wohnsituationen von Heroinabhängigen. Sie leben in den Städten Olten und Solothurn und nehmen an sogenannten Substitutionsprogrammen teil. Neben Leitfadeninterviews mit den Leitungspersonen der Spitex in Olten und Solothurn führte Andrea Bregger Gespräche mit den Leitungspersonen der Wohnbegleitungsangebote der regionalen Suchthilfen.
Die Ergebnisse zeigen: Im Unterschied zu jüngeren leiden ältere Suchtklienten vermehrt an chronischen, psychischen und physischen Krankheiten. Aufgrund der Verschlechterung der physischen oder psychischen Gesundheit leidet die Haushaltsführung. Weiter zeigt die Befragung von Spitex-Leitungspersonen auf, dass der Bedarf an Unterstützung in der Haushaltsführung sehr unterschiedlich ist. Zwar kann der Zustand der Wohnung für Spitex-Mitarbeitende sehr erschwerend bis hin zu unzumutbar sein, jedoch tritt dieses Problem auch bei anderen Kundensegmenten auf. Aus Sicht der Spitex treten die Probleme bei älteren Drogenabhängigen allerdings gehäufter auf. Daneben zeigt sich bei den Abhängigen ein grosses Bedürfnis nach Konstanz, vor allem bezüglich der Betreuungsperson.
Alternative Wohnangebote für ältere Menschen mit Suchterkrankungen sind kaum vorhanden. Die Möglichkeit, Substitutionsmedikamente in der gewohnten Form zu bekommen und den bisherigen Nebenkonsum von anderen Substanzen beibehalten zu können gilt als wichtiges Kriterium für einen Übertritt in eine andere Wohnform. In Alters- und Pflegeheimen ist dies nicht möglich, zudem erfüllen die Betroffenen die Eintrittsbedingungen oft nicht.
Für ältere Suchtklienten braucht es im ambulanten Suchtbereich individuelle Lösungen, die jedoch oftmals nicht umsetzbar sind. Deshalb bedarf es gemäss den Befragten ein Betreuungsangebot mit flexibleren Rahmenbedingungen und einer Verbesserung der ambulanten Unterstützungsangebote im Pflegebereich. Dafür ist eine gute Koordination der verschiedenen Dienstleistungen und Unterstützungsangebote nötig.
Andrea Bregger leitet aus ihren Untersuchungen Gestaltungsempfehlungen für mittelgrosse Städte ab. So sollten sich Institutionen wie die Spitex und die Wohnbegleitung verstärkt gegenseitig austauschen um vorhandene, gemeinsame Ressourcen zu nutzen. Eine Koordination mit den Suchthilfen der Region ist empfehlenswert, da diese durch das Angebot des Case Managements über ideale Voraussetzungen verfügen, um sich auch in der Koordination der Betreuung der älteren Substitutionsklientel stark zu machen. Nicht zuletzt ist die Prüfung von alternativen Finanzierungsmöglichkeiten oder einer Flexibilisierung der bisherigen Finanzierung sinnvoll.
Der gesamte Artikel "Im Altersheim unerwünscht" von Andrea Bregger erschien im Kommunalmagazin, Nr. 1, Februar/März 2015.