«Ein Arbeitstag beginnt meist mit einem kleinen Frühstück unterwegs und einem Spaziergang entlang des Vierwaldstättersees. So ein Kita-Tag birgt stets das Potenzial, relativ anstrengend zu werden und ich trage eine Menge Verantwortung. Deshalb ist es mir wichtig, möglichst wach und geistig anwesend zu sein, wenn ich die Kita betrete.
Zu meinen typischen Tätigkeiten gehören Windeln wechseln, Tränen trocknen, Sing- und Bewegungsrituale, Beobachtungen, Elterngespräche und tägliche Ausflüge ins Grüne. Aber auch Kriegsausbrüche um Essen oder eine bestimmte Becherfarbe vermeiden, Tischmanieren predigen, Dokumentationen anfertigen, beim An- und Ausziehen unterstützen, Empfangen und Verabschieden der Kinder, Rapport führen und Schoppen zubereiten gehören ebenso dazu. Am liebsten beschäftige ich mich mit Konzepten und den Entwicklungsständen der Kinder. Jedes unserer Kinder ist eine ganze Welt für sich allein und die Unterschiede in der Entwicklung zu beobachten, zu fördern, zu begreifen, zu hinterfragen und zu dokumentieren bereitet mir enorme Freude und birgt einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert für die Entwicklung und gezielte Förderung der Kinder. Ebenfalls bin ich sehr gern auf der Gruppe, sorge für Recht und Ordnung, unterstütze die Kinder im Freispiel, gebe Lego-Bautipps, fange Geister ein oder bin manchmal einfach nur der lebendige Kletterbaum. Einige Überwindung dagegen kosten gewisse Geruchsnoten im Wickel- und Hygieneprozess. Trotzdem schätze ich das Wickeln sehr, da es die Beziehung zu den Kindern auf eine Vertrauensebene hebt und sehr förderlich für die Beziehungsgestaltung zwischen dem Kind und mir als Betreuer ist. Wenn ich die Kinder dann abends wieder an die Eltern übergebe, versuche ich ihnen ein möglichst authentisches Bild des Tages und der Erlebnisse ihres Schützlings zu vermitteln, auch wenn einige der Eltern wohl bald auswendig mitsprechen können – zumindest, was die Essgewohnheiten angeht. Gemüse ist nun mal kein besonderer Renner bei den meisten Kindern. Jetzt ist auch der geeignete Zeitpunkt, um Fragen der Eltern zu beantworten, Auffälligkeiten anzusprechen oder Informationen entgegenzunehmen oder abzugeben.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist meistens sehr verständnisvoll und kooperativ. Ich versuche immer, mich in die Eltern hineinzuversetzen und die Hintergründe zu verstehen. Aber in seltenen Fällen ist das gar nicht so einfach, gerade was kulturelle Unterschiede betrifft. Kulturelle Unterschiede in der Kindererziehung werden in den meisten pädagogischen Konzepten eher am Rande erwähnt, sollten aber meiner Meinung nach unbedingt behandelt und auch mit den Eltern selbst besprochen werden, gegebenenfalls mit einer dolmetschenden Person. Auch die Erfahrung, dass Eltern mir – als Mann – gegenüber skeptisch eingestellt sind, hat mich definitiv zum Nachdenken gebracht. Ich habe das Gefühl, dass unsere gesellschaftlichen Rollenbilder noch immer sehr steif und wenig elastisch sind, gerade in unserem Bereich, der Mädchen und Jungs eben nicht von klein auf in vorgefertigte Rollenbilder pressen möchte. Unabhängig davon bin ich noch immer erstaunt darüber, dass im Bereich der Frühpädagogik und der Kinderbetreuung generell keine nationale Lösung für die Schweiz existiert.
Meine eigene Ausbildung an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit hilft mir dabei, professionell zu handeln. Die Module ‹Kommunikation/Interaktion› oder die Blockwoche ‹Arbeiten in und mit Gruppen› beispielsweise waren sehr lehrreich, gerade in Bezug auf Elterngespräche oder das Arbeiten im Team. Ursprünglich bin ich gelernter Informatiker, für mich stand aber relativ schnell fest, dass dieser Bereich nicht meine Erfüllung ist und ich etwas im sozialen Bereich machen möchte. Um die Zulassungsbedingungen für das Studium in Sozialer Arbeit zu erfüllen, habe ich ein Jahr Arbeitserfahrung im sozialen Bereich gesammelt und machte deshalb ein Praktikum in der Müsliburg. Das Jahr Praktikum war an sich schon spannend, allerdings gefällt es mir gut, jetzt während des Studiums mehr Verantwortung zu tragen und tiefer in die pädagogischen Aspekte und vor allem die Elternarbeit involviert zu sein. In der Müsliburg Citybay fühle ich mich quasi wie in meinem zweiten Zuhause, ich arbeite sehr gern hier und plane auch, meinen Praxiseinsatz während des Studiums hier zu absolvieren.
Für eine gesunde Work-Life-Balance höre oder mache ich Musik im Bereich Psytrance oder Sprechgesang, lese gern und verbringe meine Zeit in der Natur oder mit Freunden. Kinderlachen, Musik und fettiges Essen sind Dinge, die mich definitiv glücklich machen. Für meinen Job braucht es Geduld, Empathie, Durchhaltevermögen, verknüpftes Denken, Verlässlichkeit, Lösungsorientiertheit, Verantwortungsbewusstsein und eine kommunikative Persönlichkeit. Für mich persönlich sind aber auch Spass und Humor ganz wichtig. Wir haben oft ziemlich viel zu lachen, von aufgeblasenen Gummihandschuhen mit aufgemaltem Gesicht, die mich in meiner Abwesenheit vertreten sollen, über spontane Kitzelattacken bis hin zu lustigen Tänzen oder Grimassen ist alles dabei. Ich lege allerdings auch viel Wert darauf, dass die Kinder auf die Erziehenden hören und sich an Regeln halten. Als eines unserer Mädchen bei einem Umzug einige Bonbons geschenkt bekam und wir sie fragten, was man denn nun sagt, war die Antwort: ‹No meh, bitte!› Immerhin – sie hat ‹bitte› gesagt.»
Studienrichtung Sozialpädagogik im Bachelor-Studium Soziale Arbeit
Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen sind unter anderem in sozial- und sonderpädagogischen Institutionen, in der Wohnbetreuung, in der psychiatrischen Versorgung, in Werkstätten, in der Familienbegleitung, in der Erziehungsberatung und in der Frühförderung tätig. Sie möchten Menschen eine selbstverantwortliche Lebensführung ermöglichen.