Herr Settembrini, was waren die zentralen Gründe für die Entwicklung dieses CAS?
Im Bereich Nachhaltigkeit hat sich im letzten Jahrzehnt viel ereignet. Nicht zuletzt aufgrund der Klimajugendbewegung hat der Bund die Ziele in der Nachhaltigkeitsstrategie den neuen Gegebenheiten angepasst und beispielsweise bei den Treibhausgasemissionen ein Netto-Null-Ziel festgelegt. Oft fehlt jedoch bei solchen neu ins Leben gerufenen Begriffen das konkrete Fachwissen zur Umsetzung der Ziele, was den Bundesämtern auch bewusst ist. Weil der Bausektor nach wie vor einen grossen Hebel in der nachhaltigen Entwicklung darstellt und die Wichtigkeit von Gebäudelabel in diesem Zusammenhang erkannt ist, lancierte das Bundesamt für Energie die Initiative zum CAS Schweizer Gebäudelabel.
Die HSLU bietet bereits ein vielseitiges Weiterbildungsspektrum im Bereich Nachhaltigkeit an und hat sich diesbezüglich in der Branche als zuverlässiger Akteur etabliert. Das neue CAS ergänzt das aktuelle Angebot in idealer Weise, sowohl inhaltlich als auch vom angesprochenen Zielpublikum her.
Was passiert denn aktuell im Baubereich mit Nachhaltigkeits-Gebäudelabels?
Werden Megatrends unserer Gesellschaft aufgezählt – z.B. Klimawandel, Bevölkerungswachstum und demographischer Wandel – fällt auf, dass der Gebäudepark dabei immer eine zentrale Rolle spielt. Er ist einerseits ein bedeutender Verursacher des Klimawandels und soll entsprechend zum Netto-Null-Ziel beitragen. Andererseits soll er für das künftige Klima so gerüstet sein, dass er eine gute Gebrauchsqualität gewährleisten kann. Die Gestaltung des Gebäudeparks – denken wir z.B. an die verdichteten Städte - wird entscheidend sein für die Qualität unserer Lebensräume. Genau solche Themen werden in Gebäudelabel abgebildet. Sie definieren dazu Kriterien und entsprechende Anforderungen. Mit der Aktualisierung der Nachhaltigkeitsstrategie sind in der Schweiz in den letzten Jahren mehrere neue Label entstanden. Andere wurden angepasst oder werden aktuell neu entwickelt. Allesamt sind sie in der Baubranche noch nicht gefestigt, z.B. gibt es aktuell mehrere Minergie-Ausprägungen wie Minergie Modernisierung oder die Ausweitung der Gebäudelabel Minergie und SNBS auf die Areale.
Die Gestaltung des Gebäudeparks – denken wir z.B. an die verdichteten Städte - wird entscheidend sein für die Qualität unserer Lebensräume. Genau solche Themen werden in Gebäudelabel abgebildet.
Weshalb braucht es das Weiterbildungsangebot CAS Schweizer Gebäudelabel?
Die Nachhaltigkeitsziele des Bundes sind klar formuliert. Der Wille zur Erfüllung – und mehr als lediglich die gesetzlichen Anforderungen vorschreiben – ist in breiten Teilen der Baubranche vorhanden, sowohl bei Bestellenden als auch bei Planenden. Oft fehlen jedoch die Instrumente, um Ziele, Abläufe und die Qualitätssicherung am Bau zu implementieren. Gebäudelabel sind dabei hilfreich und bilden eine wichtige Basis für den Bauprozess. Damit Gebäude und Areale die Anforderung einer Zertifizierung erfüllen können, ist viel Know-How notwendig und dies bereits in der strategischen Planung, wo die bedeutendsten Entscheidungen bezüglich der Nachhaltigkeit im Projekt getroffen werden.
Was lernen die Kursteilnehmenden während der Weiterbildung? Was ist der wichtigste Nutzen?
Die Kursteilnehmenden lernen, neben dem inhaltlichen Überblick zu den Anforderungen in den jeweiligen Labeln, vor allem die Voraussetzungen und die Prozesse kennen, die konkret zu einer Zertifizierung in den bedeutenden Schweizer Gebäudelabeln führen können. Somit können sie mögliche Stolpersteine einer angestrebten Zertifizierung frühzeitig und kosteneffizient erkennen. Dies macht sie in einem Zertifizierungsprozess enorm wichtig.
Damit Gebäude und Areale die Anforderung einer Zertifizierung erfüllen können, ist viel Know-How notwendig und dies bereits in der strategischen Planung, wo die bedeutendsten Entscheide getroffen werden.
An welche Zielgruppe richtet sich dieses CAS?
Das Angebot richtet sich an sämtliche Fachpersonen oder Entscheidungsträger:innen aus der Bau- und Immobilienbranche, die in ihrem Berufsalltag mit der Zertifizierung nachhaltiger Projekte zu tun haben bzw. zu tun haben werden. Vom CAS profitieren insbesondere Fachleute der Architektur und Innenarchitektur, Gebäudetechnik, Bauphysik, Bauleitung sowie Vertretungen von GU/TU oder Bauherrschaftsberatungen, aber auch Personen, die in öffentliche Bauprojekten und Ausschreibungen involviert sind wie Bauherrschafts-Vertreter:innen und Projektentwickler:innen.
Weshalb finden Sie es wichtig, sich hinsichtlich Gebäudelabel weiterzubilden?
Das Erreichen der Ziele, welche in der Nachhaltigkeitsstrategie festgehalten sind, hängt stark vom Fachwissen der Akteure im Bausektor zusammen. Nur mit einem breiten und etablierten Know-How und dem Commitment dazu sind die Zielesetzungen realistisch. Mit der Weiterbildung im Bereich Gebäudelabel erhöht sich nicht nur die Wahrscheinlichkeit der Erreichung der Ziele, sondern auch die Chancen der CAS-Absolvent:innen in deren Arbeitsumfeld. Das Fachwissen aus dem CAS wird künftig zunehmend zur Voraussetzung bei der Besetzung von strategisch relevanten Arbeitsstellen werden.
Was motiviert Sie, dieses CAS zu leiten? Worauf freuen Sie sich?
Für mich stellt die CAS-Leitung in erster Linie, die Möglichkeit dar, einen Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie zu leisten. Mich in diesem Bereich engagieren zu können, sei es in der Forschung, in der Aus- und Weiterbildung, motiviert mich im Alltag sehr.
Interessiert? Das neue CAS Schweizer Gebäudelabel - SNBS und Minergie(-ECO) für Hochbau und Areale startet am 23. September 2025. Ein Online-Infoevent finden am 11. Juni statt - Hier anmelden! Alle weiteren Infos finden Sie hier.