Synergien nutzen – Nachbarschaft als Ressource
Das Einfamilienhaus im Grünen ist Minergie-zertifiziert, alle Gerate sind A+++ und die neueste Gebäudeautomation optimiert meinen Energieverbrauch. Gut gemeint, aber leider sind Einfamilienhäuser per se selten nachhaltig. Hoher Flächenverbrauch, wenig ausgelastete Infrastruktur, geringe soziale Interaktion und die zunehmende Zersiedlung sind nur einige der Gründe, die gegen dieses Modell sprechen. Wer dagegen nicht alles selbst besitzen muss und auf Sharing umsteigt, spart Ressourcen und schafft soziale Interaktion. An Stelle meines Hauses tritt das Quartier mit seinen vielfältigen Möglichkeiten. Das Gästezimmer ist ein buchbarer Raum mit Reinigungsservice in der Siedlung, der Hobbyraum ein von verschiedenen Personen genutzter Keller, wo ich von den Erfahrungen der Anderen profitieren kann. Das Homeoffice findet nicht mehr in der Abstellkammer statt, sondern in einem Coworking-Space in der Nachbarschaft. So wird wertvolle Fläche in der Wohnung nicht mit dem Kopierer verstellt und ich sehe endlich meinen Nachbarn nicht nur am Elternabend oder an der Gemeindeversammlung.
Nachhaltige und damit auch ressourcenschonende Architektur verlangt nach Kooperation und adressiert den gelebten Alltag. Nur wenn ein Mehrwert erkannt wird, ist man bereit zum Verzicht. Dies setzt aber ein Umdenken voraus. Denn wir müssen uns davon verabschieden, die Systemgrenze um das Haus zu ziehen und damit unsere Gebäude zu überfordern. Das autarke Haus macht keinen Sinn. Fragen wir uns also: Was ist unbedingt notwendig zu besitzen? Was kann ich teilen? Wo kann ich Synergien nutzen? Das spart Ressourcen und schafft neue Qualitäten. Denn wenn aus Meinem oder Deinem plötzlich das Unsere wird, entsteht die Ressource Nachbarschaft, die keine Isolation benötigt und sich bei sorgsamem Gebrauch sogar vermehrt.