«Flipped Classroom ist eine Unterrichtsmethode des integrierten Lernens, in der die Lerninhalte zu Hause von den Schülern erarbeitet werden und die Anwendung in der Schule geschieht. Umgedreht wird also das herkömmliche System mit Frontalunterricht in der Schule und den Hausaufgaben», so Michael Bächthold, Dozent Grundlagen an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur.
Untersucht wurde diese Unterrichtsform im Fach Mathematik Grundlagen. Michael Bächtold schilderte die Fragestellungen und Erwartungen an Flipped Classroom: Sorgt diese Methode für mehr Interaktion im Unterricht? Ist die individuelle Betreuung besser? Gibt es mehr Einblicke in den Lernstand der Studierenden? Wird das Lernen selbständiger und effektiver? Und schliesslich: Kann man bei Prüfungen einen merkbaren Unterschied messen?
Abwechslungsreicher, dafür zeitaufwändiger
Um den Vergleich mit dem Frontalunterricht zu gewährleisten, habe man gleiche Inhalte, Übungsblätter und natürlich die gleiche Endprüfung verwendet wie bei Kohorten, die zeitgleich traditionell unterrichtet wurden. Bei der Endprüfung war gemäss Bächtold kein messbarer Unterschied auszumachen. Aus der Sicht des Dozenten gebe es aber drei positive Punkte: «Die Einstellung und das Engagement der Studierenden waren sehr positiv», hält der Mathematiker fest. Zudem erhalte man als Dozent einen besseren Einblick in den Lernstand und die Schwierigkeiten der Studierenden. Und: «Diese Art von Unterricht ist sehr abwechslungsreich.» Demgegenüber sei Flipped Classroom jedoch für Lehrpersonen zeitaufwändiger, anspruchsvoller.
Flipped Classroom sticht traditionellen Unterricht aus
Die Studierenden äusserten sich sehr positiv. Sie schätzen gemäss Meinungsumfrage das eigene Lerntempo und die individuellen Vertiefungsmöglichkeiten, die ihnen Flipped Classroom biete. Zudem sei diese Unterrichtsform abwechslungsreich, interaktiv, sinnvoll, mache Spass und sorge für einen höheren Lernerfolg. Negativ empfanden die Studierenden lediglich den höheren Zeitaufwand. Dies konnte die Begeisterung bei den Teilnehmenden des Versuchs offenbar nicht wirklich trüben. Denn: «Wir haben die Studierenden gefragt, für welche Unterrichtsform sie sich entscheiden würden, wenn sie im kommenden Semester selber wählen könnten», sagte Bächtold. Zur Auswahl standen Flipped Classroom, die traditionelle Methode oder «noch nicht sicher». Letzteres haben sieben Prozent angegeben, 93 Prozent waren für Flipped Classroom. Die traditionelle Unterrichtsform würde niemand mehr wählen.