Seit 2015 erforscht eine Historikergruppe an der HSLU – D&K den Aufstieg und Niedergang der Zürcher Seidenindustrie. Ein Schwerpunkt des Forschungsprojekts Silk History since 1800 bildet die Untersuchung der transnationalen Beziehungen der einstigen Vorzeigebranche der Schweizer Exportwirtschaft. Zürcher Seidenstofffabrikanten unterhielten nicht nur Verkaufsbüros in allen wichtigen Metropolen des Mode- und Luxuskonsums. Um Zollschranken zu umgehen und eine möglichst optimale Kontrolle der textilen Wertschöpfungskette zu erlangen, gründeten die Seidenunternehmer Tochterfabriken in Europa und in den USA. In der Lombardei, im 19. Jahrhundert das wichtigste europäische Anbaugebiet für Rohseide, beteiligten sie sich vor allem an Seidenspinnereien, Zwirnereien sowie an mechanischen Stoffwebereien.
Die Silk History Group hat sich vom 12. bis 16. Juni 2017 auf die Spuren der schweizerisch-italienischen Seidengeschichte begeben und hat ausgewählte Stationen und Schauplätze besucht, so etwa die serikulturelle Forschungsstation CRA-API in Padova, wo der Genpool von rund 200 Stämmen der Seidenraupe (Bombyx mori) erhalten wird. Einen anschaulichen Einblick in die Entwicklung des maschinellen Spinn- und Zwirnprozesses bot der Besuch im Civico Museo della Seta Abegg, untergebracht in einem ehemaligen Spinnereigebäude des Zürcher Seidenhandelshauses Abegg am Lago di Garlate bei Como. Weitere aufschlussreiche Einsichten erhielt das Historikerteam auf einem Rundgang durch das einstige Seidenhandelszentrum Bergamo sowie bei der Besichtigung von ehemaligen Tochterfabriken von Zürcher Seidenunternehmen.