Zu wenig Bewegung und schlechte Ernährung sind Hauptursachen von Übergewicht und chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2. Interventionen wie Diät- oder Sportprogramme sollen bei der Umstellung auf einen gesunden Lebensstil helfen, oft fallen Betroffene aber nach einiger Zeit in alte Muster zurück. Forscherinnen der Hochschule Luzern und der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickeln deshalb eine Toolbox mit personalisierten Interventionen, die zu einer langfristigen Verhaltensänderung (Lifestyle Change) führen sollen. Die auf das Individuum abgestimmten Strategien tragen zur Prävention chronischer Erkrankungen bei und erhöhen die Heilungschancen betroffener Patientinnen und Patienten. Gleichzeitig verbessert sich die Lebensqualität der Betroffenen und die Gesundheitskosten werden gesenkt.
Motivationstyp und Lebenssituation berücksichtigen
«Die bis anhin eingesetzten Interventionsprogramme sind weitgehend standardisiert und nicht auf die Bedürfnisse des Individuums zugeschnitten», erklärt Projektmitarbeiterin Anja Zimmermann. Das von der Innosuisse geförderte Forschungsprojekt zielt deshalb auf personalisierte Massnahmen, welche die individuelle Motivation und die Lebenssituation der Betroffenen miteinbeziehen. «Aufgrund von Interviews mit Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitsbereich wissen wir beispielsweise, dass stark übergewichtige Personen den Gang ins Fitnessstudio oft scheuen», so Zimmermann. «Ebenso ist es für jemanden, der beruflich viel reist schwierig, einen strikten Ernährungsplan einzuhalten – Interventionen müssen diese individuellen Hürden berücksichtigen.»
Die Personalisierung der Massnahmen basiert auf zwei unterschiedlichen Motivationstypen: Dem autonomen Typ, der hauptsächlich intrinsisch motiviert ist und dem unsicheren Typ, der sich stärker führen lassen möchte und extrinsisch, durch äussere Reize motivieren lässt. Die im Rahmen des Forschungsprojekts entwickelten Interventionen kombinieren je nach Motivationstyp Massnahmen in den Bereichen Zielsetzung, soziale Unterstützung durch das eigene Umfeld, Coaching durch Experten, Feedback mit Belohnung und Selbstkontrolle.
Leistungserbringer vernetzen
Neben der Fachhochschule Nordwestschweiz arbeitet die Hochschule Luzern im angewandten Forschungsprojekt zusammen mit den Praxispartnern mycoach.ch, CSS Versicherung und DR. BÄHLER DROPA AG. Die personalisierten Massnahmen werden gemeinsam entwickelt und die Erkenntnisse des Projekts fliessen durch die Toolbox zurück in die Praxis: Mit der App von mycoach.ch werden auf die Betroffenen zugeschnittene Interventionsprogramme angeboten. Die Gesundheitsplattform mycoach.ch ermöglicht zudem eine stärkere Vernetzung der Leistungserbringer wie Ärztinnen und Ärzte, Apotheken und Versicherer, was die Dienstleistungsqualität zusätzlich erhöht. «Zum Start meines persönlichen Interventionsprogramms hilft beispielsweise die Apothekerin beim Ausfüllen der individuellen Zielvereinbarung und Festlegen meines persönlichen Ziels. Sobald ich dieses erreicht habe, erhalte ich durch meine Krankenversicherung einen Teil meiner Investitionen zurück», erklärt Zimmermann eine Möglichkeit der Vernetzung.
Wirkung personalisierter Massnahmen überprüfen
Seit Mitte Januar läuft eine Wirkungsstudie mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Programms mycoach.ch. Die Langzeitstudie dauert bis Ende des Jahres und soll überprüfen, ob die entwickelten, personalisierten Massnahmen bei Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes zu einer nachhaltigen Änderung des Lebensstils führen.
Weitere Informationen:
Bei der Wirkungsstudie zur langfristigen Lebensstiländerung mitmachen können Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms mycoach.ch.
Kontakt bei Fragen zur Wirkungsstudie: Prof. Dr. Dorothea Schaffner, Fachhochschule Nordwestschweiz und Anja Zimmermann, Hochschule Luzern.