Die Wintersaison 2017/18 startete mit einem frühen und heftigen Wintereinbruch und brachte den Schweizer Bergbahnen ein Plus von 7.4% an Skierdays (Winterersteintritten). Die guten Schneeverhältnisse führten auch in Frankreich (+5%) und beispielsweise im Bundesland Tirol (+11%) zu mehr Skierdays. Dass die Steigerung gegenüber dem sehr schwachen Vorjahr 2016/17 nicht noch stärker ausfiel, liegt an vielen Schlechtwettertagen, insbesondere an den Wochenenden. Von den meteorologischen Bedingungen her war die Saison 2017/18 sehr gut mit 2012/13 vergleichbar. Gegenüber 2012/13 liegen die Skierdays jedoch trotz ähnlicher Wetterbedingungen um 10% im Minus. Die Hotellogiernächte in den Kantonen Graubünden und Wallis haben das Niveau von 2012/13 jedoch trotz aktuell gegenüber dem Euro rund 5% teurerem Schweizer Franken bereits wieder erreicht. Für die Schweizer Bergebiete spricht, dass die Österreichischen Destinationen ihre Preise teils deutlich angehoben haben. Die gegenüber den Logiernächten hinterherhinkende Entwicklung der Skierdays lässt unter anderem den Schluss zu, dass Hotelgäste vermehrt keine Wochenpässe mehr kaufen, sondern je nach Wetter nur noch einzelne Tageskarten.
Dank dem guten Winter 2017/18 konnten fast alle Bergbahnunternehmen ihre Erträge steigern. Aufgrund der hohen Fixkostenlastigkeit der Branche schlägt sich ein Ertragswachstum zu einem sehr hohen Anteil auf den Cashflow durch. Die Kapitalrentabilität hat sich daher für die meisten Unternehmen gegenüber dem Vorjahr verbessert. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass das Vorjahr 2016/17 äusserst schwach war. Im Vergleich zum meteorologisch gut vergleichbaren Jahr 2012/13 weist aktuell etwas mehr als die Hälfte der Bergbahnen eine tiefere Kapitalrendite (gemessen als Cashflow / Anschaffungswerte der Anlagen) aus. Unternehmen mit einer verbesserten Kapitalrendite liegen in der untenstehenden Abbildung unter der roten diagonalen Linie. Es ist gut ersichtlich, dass sich unter diesen Unternehmen viele Ausflugsbergbahnen befinden. Zu diesen zählen Bahnunternehmen, welche mit Nicht-Wintersportlern mindestens so viel Ertrag verdienen wie mit Wintersportlern. Weiter zeigt sich, dass sich auch auffallend viele grosse, wintersportlastige Unternehmen gegenüber 2012/13 verbessern konnten (Gross: Verkehrsertrag > CHF 20 Mio., Klein: Verkehrsertrag < CHF 8 Mio.).
Für eine Sicherstellung der anstehenden Ersatzinvestitionen aus eigener Kraft sollte eine Kapitalrendite von mindestens 3.5% erreicht werden. Auf Basis des aktuellen Cashflows erreicht nur etwa ein Drittel der Branche einen „genügenden“ Wert. Gegenüber der letztjährigen Studie hat sich dieser Anteil trotz der guten Schneeverhältnisse 2017/18 nicht wesentlich erhöht. Es zeigt sich jedoch, dass sich das Mittelfeld teilweise deutlich verbessern konnte. Die Anzahl der Unternehmen, welche den Benchmark von 3.5% knapp verfehlen, ist deutlich gestiegen. Der Median der Kapitalrendite ist gegenüber dem Vorjahr um 0.5 Prozentpunkte von 2.6% auf 3.1% gestiegen, was erfreulich ist.
Leider ist in Zukunft kaum in jedem Jahr mit einem so guten Saisonstart wie 2017/18 zu rechnen. Verbesserungspotenzial gegenüber 2017/18 bieten mehr Sonnentage und weniger sturmbedingte Ausfalltage. Der Verlauf des für die Bahnunternehmen ebenfalls wichtigen CHF/Euro-Kurses ist schwierig vorhersehbar. Eine Aufwertung des Euros auf ein Niveau von CHF 1.20-1.25 könnte eine Steigerung der durchschnittlichen Skierdays um ca. 7% bringen. Eine nicht auszuschliessende erneute Abwertung des Euros auf ein Niveau von weniger als CHF 1.10 könnte eine Einbusse von ca. 3% bringen. Bei in etwa unverändertem Wechselkurs ist davon auszugehen, dass nicht alle Bergbahnunternehmen das aktuelle Rentabilitätsniveau halten können.
Den Benchmark „gut bis sehr gut“ übertreffen vor allem Ausflugsbergbahnen. Diesen ist eine Erhaltung der hervorragenden Kapitalrendite zuzutrauen. Auch einige Wintersportbahnen erreichen das Niveau „gut bis sehr gut“ (knapp). Bahnunternehmen, welche die letzten Jahre gezeigt haben, dass sie auch unter sehr schwierigen Bedingungen erfolgreich sein können, könnten sich zukünftig weiter verbessern. Für die Mehrheit des aktuell schwächsten Drittels der Bergbahnen gibt es wohl wenig Zukunftshoffnung. Diese müssen wohl hoffen von der öffentlichen Hand oder von Privatinvestoren „am Leben erhalten zu werden“. Im in der untenstehenden Abbildung orange eingerahmten Mittelfeld könnte sich zukünftig eine Schere öffnen. Verlieren wird, wer sich nicht gut positionieren kann, nicht schneesicher ist und/oder sich nicht im Sommer etablieren kann. Können die notwendigen Investitionen nicht finanziert werden, gehen Gäste verloren. Lassen sich die Investitionen finanzieren und kommen dennoch zu wenig Gäste, fällt die Kapitalrendite.
Die Herausforderungen der Schweizer Bergbahnen bleiben hoch. Es braucht dringend mehr Gäste. Dazu setzt die Branche unter anderem auf die Schaffung attraktiver warmer Betten sowie auf dynamische Preismodelle. Dass mit attraktiven neuen Beherbergungsbetrieben zusätzliche Skierdays generiert werden können, scheint sich in vielen Destinationen zu bewahrheiten. Das Problem ist, dass immer mehr Destinationen auf die Karte „neue Betten“ setzten. Für eine Beurteilung der Wirkung dynamischer Preismodelle ist es noch zu früh. Ein Allheilmittel für die Branche sind dynamischen Preismodellen sicherlich nicht. Der Chance der Neukundengewinnung in nachfrageschwachen Phasen steht das Risiko von rückläufigen Erträgen bei den bestehenden Kunden gegenüber. Entscheidend für den Erfolg dynamischer Modelle ist daher die Fähigkeit in nachfragstarken Zeiten die Preise zu erhöhen. Positiver Nebeneffekt der dynamischen Preismodelle ist die Steigerung des Online-Verkaufs, was den Bergbahnen unter Umständen helfen kann die Gäste besser kennen zu lernen.