Differenzierte Analysen für die Mobilität im Nahbereich und auf langen Strecken, sowie im Alltag und auf nicht-alltäglichen Reisen sind erforderlich, wenn man Entwicklungen wie beispielsweise Lückenschlüsse im Autobahnnetz, Investitionen ins Eisenbahnnetz sowie in den Agglomerationsverkehr genauer einschätzen will. Dabei muss möglichst nach Verkehrszwecken und Bevölkerungsgruppen unterschieden werden. Die üblicherweise betrachteten Durchschnittswerte zur Mobilität geben keine gute Auskunft über das, was tatsächlich passiert ist.
Es gibt erste Anhaltspunkte dafür, dass es in den letzten 20 Jahren zu gegenläufigen Entwicklungen kam: Zum Beispiel zu einer Erhöhung der Attraktivität von Alltagswegen im Nahbereich (wenn man etwa an die Freizeitgestaltung im Nahbereich und die Nutzung des örtlichen öffentlichen Verkehrs denkt). Gleichzeitig ist bei anderen Verkehrszwecken im Alltag ein Trend zum Aufsuchen entfernterer Aktivitätsziele zu erkennen, weil sich die Erreichbarkeiten verbessert haben (z.B. langes Pendeln zur Arbeit). Auch touristische Reisen haben sich mit dem Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen sowie den Angeboten des Luftverkehrs in Richtung einer grösseren Anzahl weiter Reisen verändert.
Es wird angenommen, dass die Auswirkungen auf die Mobilität der Bevölkerung selektiv sind. Einzelne Personengruppen haben vermutlich Formen der Hoch- oder «Hypermobilität» entwickelt, die so früher nicht existierten. Und die Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen in Bezug auf die jährlich zurückgelegten Kilometer haben sich im Zeitablauf vermutlich vergrössert. Analog zu anderen Konsumbereichen lassen sich möglicherweise auch Personen mit «hybriden» Verhaltensformen finden: etwa mit einer Nahmobilität im Alltag, aber einer ausgeprägten Fernmobilität bei touristischen Reisen.
Mit einer statistischen Auswertung von vorhandenen Datensätzen, wie dem Mikrozensus Mobilität und Verkehr, dem Schweizer Haushaltspanel und Befragungen zum multilokalen Wohnen, werden im Rahmen der Strassenforschung des Bundes Einflussgrössen und Muster der Personenmobilität untersucht. Für die Bearbeitung dieser bis Frühjahr 2018 laufenden Studie haben sich unter der Projektleitung von Helmut Schad (ITW) Mitarbeitende der Hochschule Luzern – Wirtschaft, der Beratungsfirma Swiss Economics und des Planungsbüros Planidea zusammengeschlossen.