Palo Alto in den USA ist nicht nur der Sitz von globalen Firmen wie Facebook und Tesla, es ist auch die Geburtsstätte des «Design Thinking». Der Begriff bezeichnet eine Methode, die in den 80er- und 90er-Jahren an der Stanford University entwickelt wurde. Damit sollen Probleme ganz gezielt identifiziert und gelöst werden. Anders als bei klassischen Ansätzen stellt Design Thinking stets den Menschen, seine Gefühle und Motivationen ins Zentrum. Mittlerweile wird Design Thinking an zahlreichen Bildungsinstituten unterrichtet und ist ein wichtiger Teil des Lehrplans im Bachelor Design Management, International (DMI) der Hochschule Luzern – Design & Kunst.
Firmengründung als Abschlussarbeit
Seit 2013 organisiert die Stanford University das «University Innovation Fellow Program». Ziel des Online-Kurses ist es, den Austausch zwischen Studierenden aus aller Welt zu fördern und ihnen näherzubringen, wie sie Unternehmertum an ihrer Hochschule fördern können. «Das Fellow Program war also genau das Richtige für uns», entschieden die DMI-Studenten Vinzenz Leuenberger und Jonathan Grubenmann, beide im 2. Jahr ihres Bachelor-Studiums. Und um weitere Studierende ins Boot zu holen, schrieben sie gleich ein Rundmail an alle Departemente der Hochschule Luzern. Zwei Studenten aus dem Departement Technik & Architektur (Michael Huonder und Phillip Hamm) liessen sich nicht lange bitten und schlossen sich an.
Im Dezember 2017 wurde das Viererteam ins Programm aufgenommen und konnte mit dem Online-Kurs beginnen. Sie analysierten Prozesse innerhalb der Hochschule Luzern, führten zahlreiche Interviews mit Mitstudierenden und entwickelten Ideen, wie man private Unternehmen und Studierende besser miteinander verbinden kann. Zum Beispiel den Venture Capital Fund «University Ventures». Wie sie nämlich in ihren Recherchen herausfanden, besteht an der Hochschule Luzern zwar ein gutes Unterstützungsangebot hinsichtlich früher Phasen der Entwicklung von Geschäftsideen. Bei der Finanzierung von Start-ups jedoch klafft eine Lücke. Um den Missstand zu beheben, schlugen die vier einen von Studierenden geleiteten Fonds – «University Ventures» – vor. Dabei können sich Studierende in einem mehrstufigen Verfahren um Fördergelder bemühen und die Firmengründung im Rahmen eines Bachelor- oder Master-Projektes umsetzen.
Ihre Idee überzeugten die Verantwortlichen der Stanford University. Die vier Studenten wurden als eines von 64 internationalen Teams zu einem fünftägigen Workshop im Silicon Valley im März 2018 eingeladen. Dort hatten sie die Gelegenheit, sich vertieft mit Design Thinking auseinanderzusetzen. «Der Grundgedanke war, dass wir lernen, diese bestimmte Denkweise – das Design Thinking – bekannter zu machen», so Vinzenz. Sie besuchten auch verschiedene Unternehmen, die Design Thinking als festen Bestandteil ihrer Firmenkultur täglich leben. Neben Google und Github beeindruckte insbesondere die Innovationsagentur Ideo, deren Gründer David Kelley massgeblich an der Entwicklung von Design Thinking beteiligt war. «In den 90ern stand Ideo noch synonym für Human Centered Design. Dort zu sein, wo quasi die Bibel des Design Thinking geschrieben wurde, war schon beeindruckend», so Jonathan.
Und wie geht es weiter? «Das Konzept für verschiedene Massnahmen zur Verbesserung von Unternehmertum an der Hochschule Luzern steht», sagt Jonathan. «Wir werden es verschiedenen Entscheidungsträgern an der Hochschule Luzern präsentieren. Wie es von da aus weitergeht und ob die Projekte tatsächlich lanciert werden, muss sich noch zeigen.»
Unabhängig davon, ob ihre Projekte umgesetzt werden, für Vinzenz und Jonathan war die Zeit in Palo Alto eine wertvolle Erfahrung, die ihnen für ihr Studium und die spätere berufliche Karriere von Nutzen sein wird.
Möchten Sie mehr über Design Thinking erfahren? Auf der Webseite des Bachelor Design Management, International können Sie sich informieren.