Ein komplettes Kleinwasserkraftwerk entwirft Sandro Schnüriger am Choltalbach, einem Wildbach in Nidwalden. Seine Planungen stützen sich dabei nicht nur auf vorgegebene und vorhandene Daten, er generiert auch eigene.
Ob Geländeaufnahmen mittels Nivellement im anspruchsvollen Gelände oder etwa die Herleitung der für das Kraftwerk relevanten Abflüsse – Sandro Schnüriger bereitet die Daten sehr übersichtlich und ansprechend auf. Angefangen von der Hydrologie über die Berücksichtigung der Naturgefahren, die Aufarbeitung der hydraulisch relevanten Kenngrössen, die schön umgesetzte hydraulische Dimensionierung bis hin zum Entwurf der technischen Komponenten bildet das kleine Kraftwerk alle wesentlichen Aspekte im Wasserbau ab. Dabei ist, wie in der Praxis, am Anfang noch vieles offen und muss erst erarbeitet werden. So sind ein Variantenstudium zu möglichen Linienführungen der Druckleitung und eines zur Wahl der Fassungsanlage nachvollziehbar in der ausführlichen Arbeit behandelt, während eine illustrative Fotostrecke das Gelände anschaulich macht. Ein respektabel aufgearbeitetes Projekt, auch wenn die Wirtschaftlichkeit gemäss Abschätzung mit kapitalisierten Kosten derzeit noch nicht gegeben ist.
Gleich zwei auch für die Praxis interessante Themenschwerpunkte deckt Martina Rohrer mit ihrer Arbeit ab. Zum einen untersucht sie eine recht neue, in Versuchen noch kaum berücksichtigte Materialkombination aus ultrahochfestem Beton mit eingelegter Mikrobewehrung, zum anderen begutachtet sie die Tragwirkung von asymmetrischen, L-förmigen Plattenbalken, vor allem in Bezug auf die Aktivierung der mitwirkenden Plattenbreite.
Da dieser Verbundstoff nicht zum Studieninhalt gehört, arbeitet sich Martina Rohrer mittels vorhandener Literatur in das komplexe Thema ein, was sie in ihre Arbeit auf nachvollziehbare Weise einbringt. Die wissenschaftliche Vorgehensweise im Labor ist anspruchsvoll. Allein das Herstellen der 4 m langen Prüfkörper mit Querschnittsabmessungen von 80 × 50 cm und die dichte Bewehrungsführung – die Durchmesser der Stäbe betragen nur 5 und 6 mm – macht die Versuche aufwendig. Anhand von Rissbildern und erstellten Last-Verformungskurven kann Martina Rohrer das Tragverhalten des Plattenbalkens nachvollziehen und kommt dabei auf interessante Schlussfolgerungen: Das Verbundverhalten von ultrahochfestem, mikrobewehrtem Beton lässt sich mit den bisher bekannten Ansätzen nicht korrekt abbilden. Die Arbeit stellt somit einen Grundstein für folgende Forschungsvorhaben dar.
Zwei Nominationen pro Hochschule
Jede Fachhochschule nominiert pro Jahr jeweils zwei Arbeiten für den «Best of Bachelor»-Preis, zwischen denen die Jury dann entscheidet. Fachratspräsident Prof. Dr. Albin Kenel von der Hochschule Luzern, aber auch die anderen Sprecher am Anlass, hoben die hohe Qualität der Arbeiten hervor, so dass schon die Nominierung für den «Best of Bachelor» als Auszeichnung zu verstehen sei – schliesslich standen 2020 und 2021 insgesamt über 600 Bachelorarbeiten zur Auswahl.
Die Hochschule Luzern nominierte für das Jahr 2020 neben Sandro Schnüriger auch Timon Zeder mit seiner Arbeit über den «Neubau eines Unter- und Mittelstufenschulhauses» und für das Jahr 2021 neben Martina Rohrer, Moritz Aeschlimann, mit seiner Arbeit «Zur Konstruktion einer Hyparschale in Holzbauweise»