Architekturschulen spielen innerhalb der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Als akademische Institutionen können sie ihre Ausbildungen unabhängig von marktwirtschaftlichen Interessen gestalten und in diesem Sinne frei entscheiden, wie sie sich für ökologische, ökonomische, soziale und technische Herausforderungen einsetzen möchten, um eine Gesellschaft zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Relevant für eine Gesellschaft ist eine Hochschule aber erst, wenn sie postuliert, welche Positionen sie dabei vertritt bzw. nicht vertritt, um diese dann über ein entsprechendes Curriculum und einer Didaktik hinsichtlich einer zukünftigen architektonischen Praxis umzusetzen.
Die Architekturausbildungen in der Schweiz gelten im internationalen Kontext sowohl auf inhaltlicher als auch auf auf struktureller Ebene als beispielhaft: Sie sind öffentlich zugänglich, und die Architekturausbildung findet bis jetzt an allen Hochschulen auf einer ähnlich ausgerichteten Basis statt. Diese zeichnet sich vor allem durch ein stark ausgeprägtes bautraditionelles, generalistisches Verständnis von Handwerk und Technik, also Praxisnähe aus, das sich wiederum in der Schweizer Baukultur abbildet.
Gleichzeitig steht auch dieses Ausbildungsmodell einer zunehmend dienstleistungsorientierten, global vernetzten, digitalisierten und spezialisierten bauökonomischen Realität gegenüber. In dieser Realität decken Architektinnen und Architekten nur noch einen kleinen Teil des Leistungsspektrums ab und agieren zumeist als Auftragnehmer und Bau-Organisatoren. Das klassisch generalistische Berufsbild, das der Idee einer ganzheitlich handelnden Disziplin entspringt, verändert sich mit dieser Rolle.
Architektinnen und Architekten benötigen die Fähigkeit, mit anderen spezialisierten Disziplinen in einen Dialog zu treten und daraus ein gemeinsames Ganzes zu entwickeln. Wie kann es also gelingen, dafür ein entsprechendes gemeinsames Vokabular zu entwickeln, das sich zwischen den Disziplinen und aus dem Dialog heraus entwickelt? Wie könnte Architektur also zu einer Disziplin werden, die fähig ist, relevante Fragen, Herausforderungen und Antworten aus einem kollaborativen, trans- und interdisziplinären Dialog heraus zu formulieren?
Der ganztägig angelegte Diskurs wird aus der Perspektive einer zusammenhängenden Ausbildungslandschaft entwickelt. In einer Bestandsaufnahme positionieren sich architekturverwandte Disziplinen, zu sozialen, ökologischen, ökonomischen und technischen Herausforderungen in der Gesellschaft. Im zweiten Teil des Symposiums für Architekturpädagogiken, wird untersucht, welche Bedeutung die Architekturschulen dementsprechend für die Gesellschaft haben könnten. Anhand der Hochschulprofile, ihren Curricula, den didaktischen Formate im Unterricht und der Forschung wird die Bedeutung gesellschaftlicher Relevanz in Bezug zur Architekturausbildung diskutiert.