In der Musik hat Zeit die Rolle einer Leinwand – sie ist die Fläche, auf der Klänge in Zusammenhänge gebracht werden, die das Ohr erfassen kann. Spätestens seit John Cage in «4’33’’» die reine Dauer nicht nur als notwendigen Rahmen sondern als musikalischen Inhalt eines Werkes begriffen hat, beginnen Komponisten völlig neu über die Dimension «Zeit» in der Musik nachzudenken.
Was passiert, wenn die Musik unsere Zeiterwartungen sprengt, unzumutbar wird? Wenn ein ganzes Werk kaum eine Minute dauert oder zwölf Stunden, wenn der Komponist sich nicht akribisch um die organische Ausarbeitung von motivischen Zellen bemüht, sondern eine rhythmische Figuration so lange wiederholt, bis sich unser Zeitgefühl völlig auflöst?
Das Experimentieren mit dem formbildenden Element Zeit war Thema des Festivals Wege der Wahrnehmung 2016. Während drei Tagen führten Studierende Werke auf, die unserem Hören in Bezug auf Zeit neue Dimensionen eröffneten.
Studio für zeitgenössische Musik; Studierende und Dozierende der Hochschule Luzern
FR 15.04.2016
19:00 Uhr
Auftakt: Eine polyrhythmische Zufallsstudie von György Ligeti mit 100 in verschiedenen Geschwindigkeiten tickenden Metronomen
19:30 Uhr
Konzert I: Gegen unendlich – Ein Konzert zum Thema Zeitfelder, Zeitdimensionen und Zeitdauer mit Werken von Gérard Grisey und Morton Feldman
SA 16.04.2016
Ab 12:00 Uhr
Ad absurdum – Vexations von Erik Satie, ein Spiel mit scheinbar endlosen Wiederholungen
16:30 Uhr
Konzert II: Salvatore Sciarrino, für sich im Raum bewegende Saxofone
18:00 Uhr
Konzert III: Stillleben mit Musik – kurze Solowerke mit Hallenbad-Begleitung von György Kurtàg, Enno Poppe, John Cage, Olivier Messiaen u.v.a.
21:00 Uhr
Konzert IV: Hier und Jetzt – eine musikalische Anleitung von Michael Surber zur Entschleunigung mit improvisierten Zwischenspielen vom Ensemble Nachhall
SO 17.04.2016
15:00 Uhr
Konzert V: Minimal Music – Zeiterfahrung auf engstem Raum mit in C von Terry Riley
Eintritt frei, Kollekte