In der Übersicht
Öffentliche Stadträume werden von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und -schichten genutzt. In der Studie werden die Mechanismen und Auswirkungen der Wegweisung von als „störend“ wahrgenommenen Personen und die dahinterliegenden Grundlagennormen untersucht. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich in öffentlichen Räumen gesellschaftliche Diskurse (z. B. über Sauberkeit und Sicherheit), lokale Interessenskonflikte (z. B. Raumnutzende vs. Anwohnerschaft) und international wirkende Trends (z. B. Videoüberwachung) manifestieren. Öffentliche Räume sind Repräsentationsräume der Gesellschaft. Als wichtiges Merkmal gilt ihre grundsätzliche Zugänglichkeit. Doch zeigt sich, dass in öffentlichen Räumen seit jeher Nutzungskonflikte auftreten und gewisse Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen werden. Sie bieten sich für vielfältige Projektionen an. Machtstrukturen und Raumpolitik lassen sich aufgrund politischer Rahmenbedingungen im Stadtraum verankern und in entsprechende Disziplinierungs- und Ausschlussverfahren umsetzen. Die Wegweisungsmassnahmen sind Ausdruck und eine mögliche Form, dem komplexen Nutzungsgefüge im öffentlichen Raum zu begegnen. Sie sind polizeigesetzlich verankert und werden meist von den lokalen Polizeikräften vor Ort ausgesprochen.
Die Studie will einen Beitrag dazu leisten, die divergierenden Nutzungen des öffentlichen Raumes zu verstehen und einen auch jenseits von Ausschlussmechanismen liegenden Umgang damit zu finden. Methodisch ist die Studie qualitativ angelegt und orientiert sich mit einem multimethodischen Zugang an der ethnographischen Lebensweltanalyse.