Zielsetzung
Unabhängig vom verwendeten Medium gelten beim Beobachten ähnliche Regeln. Die eigene physische Präsenz muss in den Hintergrund treten, damit das beobachtete Geschehen seinen Lauf nehmen kann. Werden Lebewesen beobachtet, muss ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, wenn ich über den ersten Eindruck hinaus etwas erfahren möchte. In diesem Modul lernen wir, wie die eigene Position (sowohl körperlich im Raum, als auch ethisch), die Beobachtungssituation und das echte Interesse als künstlerische Strategien eingesetzt werden können. Zeit, Geduld und Erfahrung sind dabei wichtige Faktoren. Wir spielen mit Verhaltensweisen und diversen Positionen im Raum. Wir lernen verschiedene Formen des Beobachtens kennen: Selbst- und Fremdbeobachtung, teilnehmende und nicht teilnehmende Beobachtung, offene und verdeckte Beobachtung. Die Studierenden lernen, welche Beobachtungsform für ihr jeweiliges Projekt geeignet ist. Die Reflexion über die eigene Blickführung muss in Fleisch und Blut übergehen. Dem Austausch und der Hinterfragung der eigenen Beobachtungspraxis wird deshalb grosse Bedeutung beigemessen.
Inhalt
Wir treten in Kontakt mit Berufsbeobachter*innen: Ladendetektiv*in, Ethnolog*in, Script, Jäger*in, Vogelbeobachter*in, Astronom*in, Nachtwächter*in…. Wir fragen nach den besten Praktiken des Beobachtens im künstlerisch-gestalterischen Kontext und üben sie ein: Wir gaffen, wir beobachten heimlich, wir werfen beiläufige Blicke, wir untersuchen ganz genau. Wir schauen aus verschiedenen Distanzen, wechseln die Seiten und Perspektiven. Wir fühlen uns ein und fragen, wie ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wird, damit ich befreit beobachten kann. Wir üben «neutrales» Beobachten, reflektieren den eigenen Anteil im Beobachtungsprozess und suchen geeignete «Beobachtungsziele». Wir begeben uns auf die Pirsch und tauschen uns aus über die eigenen Beobachtungsweisen. Das eigene Verhalten und die eigene Blickführung immer mit im Fokus. Gearbeitet wird mit Kameras, Pinseln, Stiften, digital und analog…. Die Wahl des Materials liegt bei dir.
Kontextualisierungen und theoretische Inputs können anhand folgender und weiterer Referenzen geschehen: Loraine Daston & Peter Galison, Susan Sontag, Gayatri C. Spivak, Friedrich Dürrenmatt, Sophie Calle, Material zur Fichenaffäre Schweiz, Arnold Odermatt, «Rear Window» von Alfred Hitchcock….
Unterrichtssprache
Deutsch
Dozierende
Christine Munz, Marianne Halter, Franziska Trefzer (MV)