Team

Kaffee und Zigarette mit San Keller

Ich kann den Studierenden eine grosse Sensibilität für die Performance im Bezug zum Alltäglichen mitgeben. Ich komme weder aus einer tänzerischen, noch aus einer schauspielerischen Praxis, mein Verständnis basiert auf einer Performance, die das Alltägliche, unser Handeln miteinbezieht und auch immer wieder als Performance liest. Ich habe in meiner künstlerischen Praxis immer relational gearbeitet, Beziehungen hergestellt und versucht durch das, was mich interessiert und beschäftigt eine Spannung mit einem Gegenüber zu erzeugen. Bei der Performance geht es nicht darum etwas darzustellen, sondern zusammen eine Erfahrung zu teilen. Zu merken wie mein Gegenüber denkt, zusammen denken, sich konfrontieren und weiterbringen. Ein weiterer Teil meiner künstlerischen Arbeit ist es die Dinge möglichst direkt sichtbar zu machen und auf den Punkt zu bringen, eine Einfachheit anzustreben und diese dann auch, in der Art und Weise wie man etwas präsentiert, anzuwenden. Ich lasse mich aber immer wieder gerne von einem anderen Verständnis überzeugen. Mein Verständnis von Kunst ist eine Möglichkeit, es ist aber nicht die einzige. Mir ist wichtig, dass Spannungen entstehen, dass Entscheidungen gefällt werden. Die Studierenden können nicht nur ausprobieren, sie müssen sich auch entscheiden. Klar, es ist ein Prozess, aber gerade wenn ich mir die aktuelle Werkschau anschaue, sehe ich einige Arbeiten, da hätte man sich nochmal entscheiden oder etwas weglassen können. Sich zu fragen: Zeige ich den Prozess oder zeige ich die Bilder, die daraus entstanden sind? Oder wenn man beides zeigt: Was ist dies für eine Ästhetik? Wie zeige ich die Dinge im Kontext der Geschichte der Installation in der Kunst? Worauf beziehe ich mich? Wenn ich den Studierenden drei Dinge auf eine einsame Insel mitgeben könnte, reichen Papier, ein Kugelschreiber und etwas Süsses aus. Der Rest ist bereits dort.

Donnerstagnachmittag, 29. Juni 2017, während eines Besuchs der Werkschau 17 in der Messe Luzern.

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Kaffee und Zigarette mit Sebastian Utzni

Ich muss sagen, ich schliesse meine künstlerische Arbeit immer ziemlich schnell ab. Sobald es ausgestellt ist, habe ich das Gefühl – been there, done that. Ich bin schon wieder beim Nächsten, denke konkret weiter, obwohl mein Weiterdenken auf eine Art wiederum sehr unkonkret ist. Denn auch die Verzettelung und das Flanieren ist Teil meiner künstlerischen Arbeit. Aber es ist natürlich immer in grundsätzlichen Fragen, die man sich stellt, eingebettet.  Als wir letztens im Historischen Museum bei Christoph Lichtin waren, haben wir sehr viel darüber geredet, welche Position ein Künstler in der Gesellschaft einnimmt. Wo positioniert er sich, zwischen einer Hochschule, einem Auftraggeber und der eigenen künstlerischen Position? Gibt es so etwas wie einen öffentlichen Raum? Und was ist öffentlicher Raum? Mich interessiert dieses Zwischending – Dinge weiterzugeben, mich mit anderen Arbeiten auseinanderzusetzten und daraus auch immer etwas für das Eigene zu ziehen. Ich wünsche mir, dass das Leben und das, was man macht – egal ob man es Kunst nennt oder nicht – eine Verschmelzung eingehen, den Kunstbegriff auflösen. Fragen wie „Ist das Kunst oder bist du Künstler?“, „Warum ist das Kunst?“, „Warum bist du ...?“ finde ich irrelevant. Ich finde es wichtiger zu sagen, was man macht. Ob dazu jemand Kunst, soziale Arbeit oder Informatik sagt, kommt gar nicht so darauf an. Ein Leben zu haben und für etwas zu leben, ist das, was ich den Studierenden weitergeben möchte. Ich habe aber auch grosse Erwartungen an sie. Ich erwarte Inhalt. Ich erwarte kritisch zu sein. Ich erwarte eine Diskussion, bei der man gegenseitig aufeinander eingeht und beiderseits seine Schlüsse zieht. Ich glaube Selbstreflexion, aber auch hohe Erwartungen ans Machen, sind wichtig. Es darf unbedingt nicht nur auf der Diskussionsebene stehen bleiben, sondern man muss auch Dinge tun und dies in einer Qualität, dass es dem, was man möchte, gerecht wird. 
Wenn ich den Studierenden drei Dinge auf eine einsame Insel mitgeben könnte, würde ich ihnen eine gewisse Ruhe gegen die anfängliche Panik mitgeben. Ich würde sie mit einer Offenheit ausstatten, einem offenen Auge, um genau hinzuschauen, falls die Insel auf den ersten Blick langweilig erscheint. Und ich würde ich ihnen Wille geben, um wegzukommen, wenn sie wieder wegwollen – um gegen das Monster auf dieser Insel kämpfen zu können.

Donnerstagnachmittag, 29. Juni 2017, während eines Besuchs der Werkschau 17 in der Messe Luzern.

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Kaffee und Zigarette mit Klodin Erb

Vorwiegend interessiere ich mich für Malerei, bin aber extrem neugierig. Ich finde grundsätzlich alles interessant und lasse mich auf Vieles ein, da ich mit dem Bedürfnis nach Aufklärung an eine Sache herangehe. Ich möchte immer wissen, wie etwas funktioniert. In meiner künstlerischen Arbeit geht es vor allem um Identität. Ich versuche die Malerei soweit zu treiben, dass sie eine Aktualität erhält. Vor allem interessiert mich aber, wie man zu einer Identität kommt. Einerseits über die Malerei und andererseits über meine eigene als Künstlerin: Was erwarte ich als Künstlerin von der Kunst, beziehungsweise wieviel bin ich breit dafür zu opfern? Ich versuche immer wieder die Malerei aufzubrechen und zu bewegen. Wie bei einem Schattenspiel auf analoger Ebene probiere ich die für mich interessanten, performativen Elemente einzubinden. Es geht mir um die theatralen Momente, um das Leben als Bühne. 
Nach meiner Pädagogischen Ausbildung habe ich eine Malschule aufgebaut, habe zehn Jahre an der ZHAW im Bachelor Soziale Arbeit Kulturelle Animation unterrichtet, an der ZHdK mentoriert und an der HEAD in Genf juriert. Ich unterrichte also wahnsinnig gerne, bin sehr kommunikativ und finde es toll, neben meiner Welt im Atelier, einen Teil nach aussen zu tragen. Die Interaktion mit den Studierenden empfinde ich als sehr wertvoll. Ich kann mein Wissen, meine verschiedenen Erfahrungen aus der Kunstwelt weitergeben und den Studierenden auf ihrem Weg helfen. Dafür erwarte ich, dass sie neugierig sind, dranbleiben, das Feuer spüren und etwas wollen. Sie sollen herausfinden, wo genau ihr Humus liegt und wie sie daraus schöpfen können. Wenn ich den Studierenden drei Dinge auf eine einsame Insel mitgeben könnte, würde ich ihnen eine Flasche Rum, ein gutes Messer und eine sehr warme Decke geben.

Dienstag, 31. Oktober 2017, während einem Kaffee in der Rio Bar in Zürich.

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Kaffee und Zigarette mit Marina Belobrovaja

Ich habe das Unterrichten eigentlich immer schon als Teil meiner künstlerischen Praxis verstanden. Ich mache da keine Trennung. Es sind die gleichen Themen, die ich auch als Künstlerin bearbeite, die gleiche Art und Weise, wie ich mit Hierarchien umgehe. Ich möchte den Studierenden eine Vorstellung davon mitgeben, wie man sein Leben als Künstler und Künstlerin unter realen Bedingungen entwerfen kann. Deshalb ist es auch ganz wichtig, dass wir Dozierende sehr unterschiedliche Lebensentwürfe leben. Die Studierenden sollen auf eine ganze Sammlung von Beispielen jenseits der linearen Lebensläufe von Künstler und Künstlerinnen – die es in der Realität kaum gibt – zugreifen können. Ich freue mich, wenn ich Studierende antreffe, die sich bewusst sind, dass es eine Welt da draussen gibt. Denn das Studium soll nicht zu einem Schonraum verkommen, sondern zur Schnittstelle werden, die mit der Welt korrespondiert. Die Studierenden sollen das Studium nutzen, um draussen bestehen zu können und nicht, um in einer Blase zu leben. Wichtig sind das eigene Interesse und die Selbstbestimmtheit, und die Verbindung von beidem.
Mit meinem Beispiel stehe ich nicht für eine Disziplin, eher für eine Vorstellung, wie man verschiedene ästhetische Mittel nutzen kann, um unsere Welt zu kommentieren. Dabei steht für mich nicht das Medium, sondern vor allem das Interesse für gesellschaftliche Phänomene im Vordergrund. In der eigenen Arbeit und ebenso in Bezug auf Arbeiten von Studierenden finde ich es wichtig, dass die Auseinandersetzung eine Dimension aufweist, die über das Private hinausgeht. Zugleich muss sie unbedingt persönlich sein, erst dann bekommt sie Intensität. Wenn ich den Studierenden drei Dinge auf eine einsame Insel mitgeben könnte, reichen Wasser und Internetanschluss. Mehr braucht es nicht.

Montagmorgen, 07. August 2017, während einem Kaffee in der Rio Bar in Zürich.

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Kaffee und Zigarette mit Stephan Wittmer

Ich verstehe mich als Generalist, in der Rolle eines künstlerischen Produzenten, der viele Dinge gleichzeitig macht.  Sei es in der fotografischen Installation, der Vermittlung von Künstler-Positionen im Museum1 oder in der Herausgabe des Kunstmagazins _957. Ein Magazin, das ich als zweidimensionales Ausstellungsformat auf 24 Seiten verstehe. Mich interessiert das Ausstellungswesen, die Ausstellung als Medium generell. Ein Medium, das gestaltbar ist, das man einsetzten, bespielen, nutzen und verfremden kann. Ich möchte hauptsächlich über das Machen, Reflexionsprozesse auslösen, den Fokus auf das experimentelle Tun setzten: Etwas in die Hände zu nehmen und zu schauen, wo man an Grenzen kommt. Ich denke Grenzerfahrungen zu erleben und zu bewältigen – dazu gehört auch das Scheitern oder nur das halbe Gelingen – sind wichtige Erfahrungen, um zu merken und zu verstehen wie Dinge funktionieren. Ich möchte den Studierenden den Mut und die Neugierde mitgeben, Materialien anzufassen, daran müde zu werden und so die entsprechenden Tools und Werkzeuge zu verfeinern und weiterzuentwickeln. Ich denke das Lehramt ist ein guter Hebel, um in der Gesellschaft zu wirken, um im Feld einer Schule die Energien, Ideen, Zugänge zur zeitgenössischen Kunst zu vermitteln. An den Studierenden schätze ich vor allem den Optimismus, sich auf eine solche Ausbildung einzulassen. Auch wenn das Kunstfeld im Sinne monetärer Erfolge ein sehr harter Boden ist, möchte ich sie auf diesem Weg ermutigen und unterstützen. Es ist eine bereichernde Aufgabe, die neben systemrelevanten Umtrieben, Sitzungen und Schwierigkeiten, doch immer wieder ganz viel Freude macht. Die Ausbildung ist ein Abendteuer. Sie ist dafür da Erfahrungen zu sammeln, einen Transfer in den Alltag, ins persönliche Leben zu machen, um später etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ich denke, man muss sich den roten Teppich selbst ausrollen und darf nicht erwarten, dass er parat steht, um abgeschritten zu werden. Wenn ich den Studierenden drei Dinge auf eine einsame Insel mitgeben könnte, sind das Mut, Ausdauer und Zuversicht.

Donnerstagnachmittag, 24. August 2017, während einem Kaffee im Neubad Luzern.

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Kaffee und Zigarette mit Karin Fromherz

Mein Mann und ich arbeiten zusammen und produzieren ganz einfache Pixilationen – die Trickfilmtechnik, Fotografie oder Animation von Menschen im realen Raum. Im Prinzip sind wir vor und hinter der Kamera tätig. Im Moment arbeiten wir an einer Produktion, wo uns das Zitieren interessiert. Es geht um das grosse Kino, zitiert von Marey über die 50er-, 60er-Jahre durch die ganze Filmgeschichte. Wir nehmen kleine Spots, die als herausragende Filmszenen wiedererkennbar sind und pixilieren sie nach – interpretieren sie. Mir ist wichtig, dass niemand reinredet, dass wir unsere Kriterien, unsere Ziele selbst definieren und unabhängig sind. Bei den Studierenden habe ich festgestellt, dass Erwartungen meinerseits wie Gift sind. Es ist immer eine Unterschätzung, von dem was eigentlich möglich wäre, von dem was passiert. Eine Erwartung ist auch eine Möglichkeit sich sicher zu fühlen und in der Begegnung mit den Studierenden will ich mich im Grunde unsicher fühlen. Ich versuche mich zurückzunehmen, bescheiden und erwartungsfrei zu sein. So bleibe ich aufmerksam und kann, an dem was die Studierenden interessiert, mitdenken. Meine Ideen spielen keine Rolle. Grundsätzlich schwingt die Verantwortung, die man hat, wenn man etwas anschaut, wie man es anschaut und wertet, immer mit. Ich selbst bin natürlich hoch begeistert, wenn ich mit Dingen konfrontiert werde, die ich mir nicht vorstellen kann. Es sind immer Über-
raschungen. Die Studierenden können in der Ausbildung eine Leidenschaft entwickeln, sich Tag und Nacht hineingeben. In meinem Sabbatical war ich im Silicon Valley im Computermuseum. Dort begegnete ich exakt jener Maschine, mit der wir im Studium unsere Computeranimationen produzierten. Ich habe realisiert, dass es die Geräte, das Equipment, die Programme und das Betriebssystem, mit denen wir damals gelernt haben, nicht mehr gibt. Wenn ich heute in die Animationsklasse gehe, dann gibt es dort nur noch das Stativ, alles andere ist weg. Wenn ich den Studierenden also drei Dinge auf eine einsame Insel mitgeben könnte, sind das zwei Gspändli und ein Spielverderber oder eine Spielverderberin.

Montagmorgen, 14. August 2017, während einem Kaffee im Bau 745 in Luzern.

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Kaffee und Zigarette mit Christof Steinmann

Mich interessieren allgemein Dinge, die Verbindungen zwischen Medien herstellen. Dinge, die sich gar nicht mehr so klar als Kunst zu erkennen geben, sondern soziale Interaktionen in Gang zu setzen. Kunst bietet die Möglichkeit einer Verdoppelung, soziale und aktuelle Themen noch ein zweites Mal zu besprechen und einen anderen Blickwinkel einzubringen. Sie findet andere Ansätze als politisch legitimierte Diskurse, die auf alles Rücksicht nehmen müssen. Mich interessieren Geschichten, die sich ausserhalb festgefahrener Formate bewegen: Texte, Sprachen und Stimmen, die installativ in den Raum transportiert werden. Ebenso fesselt mich die Lehre, da es nicht darum geht, was ich interessant finde, sondern herauszufinden, was die Studierenden selbst interessant finden. Ich denke gerade in unserem Studiengang ist es wichtig, dass wir Bedingungen schaffen, die Dinge entstehen lassen können, auch Dinge, die wir nicht kennen. Es ist vor allem ein Reagieren auf das, was da ist – ungeordnete Elemente, die als eine Art Mise-en-Place der Studierenden auftreten. Auf Grund meiner Erfahrung kann ich Möglichkeiten aufzeigen wie man diese Elemente verbinden und weiterentwickeln könnte. Ich möchte ein Potenzial nicht bremsen, sondern versuche immer nach der ersten Möglichkeit, noch eine zweite und dritte zu liefern. Zugleich bringe ich automatisch immer eine Begeisterung auf, wenn ich merke, dass jemand für seine Sache brennt. Von den Studierenden erwarte ich Hingabe und Ernsthaftigkeit gegenüber dem, was man tut. Es ist wichtig, dass eine solche Arbeitshaltung spürbar ist. Es darf nicht bei der Frage bleiben, wie kann ich mich selbst verwirklichen und schöne Dinge tun, sondern die Studierenden müssen bereit sein sich auf etwas einzulassen. Sie müssen herauszufinden, wo ihr eigener Platz in der Gesellschaft ist, dass sie als Künstler_innen eine Funktion in der Gesellschaft übernehmen müssen und sollen.

Dienstagmorgen, 12. September 2017, während einem Kaffee im Bau 745 in Luzern.

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Kaffee und Zigarette mit Nika Spalinger

Was mich interessiert? Grundsätzlich alles. In Bezug auf künstlerische Arbeiten spreche ich besonders auf solche an, die verschiedene Qualitäten in sich vereinen. Das sind emotionale, formale, ästhetische Qualitäten, wie auch ein intellektueller Anspruch. Gute Kunst zeichnet sich für mich dadurch aus, dass sie mich in all diesen Bereichen anspricht. Ich selbst habe mich in der Kunst, sei es medial oder thematisch, nie auf etwas spezialisiert. Die Vertiefung in ein Thema finde ich dennoch sehr wertvoll. Es kommt aber, meiner Erfahrung nach, nicht so sehr auf das Thema an, sondern auf die längere Beschäftigung damit. Ein Thema, mit dem ich mich zurzeit beschäftige, da es unser Leben immer stärker bestimmt, ist der Umgang mit digitalen Technologien. Ein anderes Thema ist Raum, der mich schon lange und ganz grundsätzlich interessiert, in Bezug auf räumliche Kunst ebenso wie auf Bilder, Bildwelten, innere und äussere. Wir werden stark von inneren Bildern und Werten geleitet, die stark unsere Handlungen bestimmen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. In diesem Sinne würde ich mich als Dozierende als Allrounderin bezeichnen, sowohl was Themen, aber auch was handwerkliche Grundlagen und Skills betrifft; da bin ich sehr breit aufgestellt. Für mich ist eine der grossen Chancen von Kunst, dass sie im besten Fall Hand, Herz und Gehirn, bzw. alle Bereiche, die uns als Mensch ausmachen, verbinden kann. Deshalb ist es im Unterricht für mich ein zentrales Anliegen, u.a. den Nutzen der Verbindung von künstlerischer Praxis mit Reflexion, Theorie für die eigene künstlerische Praxis verständlich zu machen. Damit ich mich als Künstlerin im Kunstkontext verorten kann hilft es, dass ich – oft erst im Nachhinein – auch intellektuell verstehe, was ich mache. Aber ebenso wichtig scheint mir der Zugang zu den nicht kognitiven Sphären der Kunst. Dass ich genauso achtsam die „äusseren“ wie die „inneren“ Gegebenheiten, aus denen ich künstlerisch schöpfe, beobachte. 
Da ich in einem sozialen Kontext aufgewachsen bin, habe ich eine grosse Sensibilität für Zwischenmenschliches im weitesten Sinn entwickelt. Diese Sensibilität und das Interesse für Soziales sind für mich ebenso wichtig, sowohl in der eigenen künstlerischen Arbeit, wie auch in der Arbeit mit Studierenden. Unterrichten beinhaltet für mich immer zwei Aspekte: Einerseits wahrzunehmen, wer da vor mir steht, zu versuchen, mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen, zu verstehen wie die Person tickt und sie möglichst in dem, was sie ausmacht zu fördern. Andererseits Themen, Inhalte, Haltungen, Fähigkeiten, die mir wichtig sind im richtigen Moment und in einer passenden Form weiterzugeben. Was ich von den Studierenden erwarte? Dass sie Interesse, Offenheit und vor allem auch ganz viel Engagement für ihre Anliegen mitbringen. Die Zusammenarbeit mit Studierenden beruht für mich idealerweise auf einem gegenseitigen Interesse und Austausch.

Freitagmorgen, 03. Oktober 2017, während einem Kaffee im Café Lang in Zürich.

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Kaffee und Zigarette mit Ewald Trachsel

Mich interessieren die gesellschaftlichen Aspekte und Themen der Individualität, die individuelle Sicht auf die Welt. Viele meiner Arbeiten generieren sich aus meiner unmittelbarer Umgebung heraus. Dies kann ein Stück des Gartens, ein Schimmelpilz oder ein verdorbenes Nahrungsmittel sein. Es ist meine eigene kleine Welt, meine eigene Landschaft, in der ich mich bewege. Aktuell interessieren mich Materialien wie z.B. Ton und Keramik, aber nicht im traditionellen Sinn von Gefässen oder Figuren, sondern das Beiläufige und Zufällige. Mich fesseln die Ton-Späne, die Abfallprodukte die entstehen, wenn massive Ton-Formen aufgeschnitten und ausgehöhlt werden müssen. An der Hochschule Luzern arbeite ich am liebsten in der 3D-Werkstatt und berate und unterstütze die Studierenden bei der Entwicklung, Realisierung und Umsetzung von Projekten. Mich interessiert die Arbeit mit den Menschen, die Vermittlung und Auseinandersetzung mit individuellen Projekten. Als Dozent bin ich vielleicht vergleichbar mit einem Coach, der die Studierenden leitet und auf ihre Stärken aufmerksam macht. Ein Coach, der unterstützt, fördert und das antreibt, was mit dem persönlichen Potential auch noch möglich wäre. Ich kann den Studierenden Ausdauer, Sorgfalt und Tiefgang mitgeben, auch einmal kritisch über eigene Projekte nachzudenken und sie zu hinterfragen. Wenn es zum Beispiel um eine skulpturale Arbeit geht, sich die Frage zu stellen, wie man diese im Raum positionieren oder in der Gesellschaft als individuelles Projekt und Intervention verorten kann. Dabei erwarte ich von den Studierenden grosses Interesse an dem, was sie wollen, damit verbunden ist natürlich auch immer eine Ausdauer und Verlässlichkeit. Wenn ich den Studierenden etwas auf eine einsame Insel mitgeben könnte, wäre es die Fähigkeit zu entwickeln und mit dem Vorhandenen etwas Neues zu schaffen.

Dienstagnachmittag, 29. August 2017, während einem Kaffee im Bau 745 in Luzern.

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 Kaffee und Zigarette mit Marie‐Louise Nigg

Als Theoriedozentin muss ich ein breites kulturhistorisches Interesse mitbringen. Wichtig ist, offen zu bleiben für aktuelle Fragestellungen und Tendenzen. Diese kristallisieren sich etwa in Gesprächen mit Studierenden heraus. Aber auch Grossausstellungen wie die documenta bieten die Möglichkeit, neue Themen zu entdecken und diese im Unterricht als Zeitdokument kritisch zurückzuspiegeln. Was ich bei Kunst & Vermittlung besonders spannend finde, ist die Möglichkeit des Praxistests, die Überprüfung theoretischer Konzepte in der künstlerischen Umsetzung. Der Anspruch an die Studierenden, die eigenen Sichtweisen ständig zu überprüfen, gilt natürlich auch für mich als Dozierende. Von den Studierenden erwarte ich eine gewisse Neugier für (kunst)theoretische wie gesellschaftliche Fragestellungen. Und die Bereitschaft, sich entsprechendes Wissen anzueignen und kritisch zu reflektieren: Theorien sind ja nicht selbstredend oder sakrosankt, sondern Gegenstand des Verhandelns. Man soll sie interpretieren, aber auch verwerfen können. Hier kommen wir wieder zum Praxistest und zur Frage nach dem Mehrwert für die eigene Arbeit zurück. Im Laufe des Studiums muss man immer wieder die eigene Herangehensweise revidieren, sich neu positionieren. Mir ist wichtig, dass sich die Studierenden auch selbst versuchen, dass ihnen nicht stets alles vorgegeben wird, sondern dass sie ihre eigenen Interessen präzisieren lernen. Wenn ich den Studierenden drei Dinge auf eine einsame Insel mitgeben könnte, schlage ich drei Bücher vor, auf einer echten einsamen Insel kann man ja das Laptop oder Handy nicht benutzen: Ein persönliches Lieblingsbuch, das einem schon das ganze Leben begleitet. Ein mehrbändiges Meyers Konversationslexikon, in dem man alles Unbekannte nachschlagen kann. Und Judith Schalanskys Atlas der abgelegenen Inseln.

Dienstagnachmittag, 25. Juli 2017, während einem Kaffee an der Sentimatt 1 in Luzern.

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