Camera Arts Network Days 2019
Was ist Post-Fotografie?
Das Fachgebiet der Fotografie hat sich als Kommunikationsmittel und ästhetische Praxis grundlegend gewandelt. Die Veränderungen sind zurückzuführen auf die technischen, sozialen und ökonomischen Fortschritte des 20. Jahrhunderts. Insbesondere seit den letzten fünfzehn Jahren erfolgen Herstellung und Verbreitung von Bildern digital. Mit dem Zusammenwachsen der Medien («Medienkonvergenz» erweitert sich die Fotografie immer mehr zum hybriden Feld aus visuellen Medien und Bildpraktiken – und damit zur «Post-Fotografie». Andere Disziplinen bezeichnen diese Entwicklung als «digitale Medien» oder «Tech».
«Post-Fotografie» bildet den Ausgangspunkt für das Ausbildungsprogramm Camera Arts. Hierin löst das Media Lab die herkömmliche Dunkelkammer ab. Das Ausbildungsprogramm folgt damit den Erfindungen in der bildgebenden Technik und regt die Vorstellungskraft zu neuen Wegen der Bildproduktion an. Anstatt zu definieren, was Fotografie ist oder nicht, untersucht Camera Arts vielmehr, welche Gestaltungsmöglichkeiten aus den Bildmedien erwachsen.
Weitere Informationen zur Post-Fotografie im Camera Arts-Programm.
Grundlegende Texte zu diesem Thema sind u.a. auf dem Blog «Still Searching» sowie auf den SITUATIONS-Webseiten des Fotomuseums Winterthur zu finden.
Wenn die Fotografie inzwischen ein unscharfer Bereich ist, was kann ich im Camera Arts-Studium lernen?
Die Vielzahl technischer und kreativer Möglichkeiten im Bereich der Bildproduktion und visuellen Kommunikation fordert Bildermacher*innen heraus. Neue Technologien und Methoden kommen auf, werden weiterentwickelt und schliesslich selbst wieder durch noch neuere ersetzt. Damit verändern sich auch die Aufgabenbereiche für Kreative, während seit langem bestehende Praktiken verschwinden. Kreative müssen in der Lage sein, ihre berufliche Realität dem steten Wandel anzupassen.
Das angewandte Hochschulstudium Camera Arts stellt das Erstellen visueller Repräsentation und Bedeutung ins Zentrum der Ausbildung. Studierende erlernen konzeptuelle und praktische Methoden des Visual Storytelling. Diese bestehen daraus, sich selbst ermächtigend zu qualifizieren, um originäre und anregende bildorientierte Kommunikationsformate in Auftragskontexten herzustellen.
Die Fähigkeit, kontextspezifische Qualitätskriterien für kreative Arbeit selbst festzulegen, ist ein wichtiger Bestandteil professioneller Tätigkeit in den Bereichen Fotografie, visuelle Medien und Design. Dieser Anspruch geht weit über das technische Beherrschen der Bildherstellung hinaus.
Weitere Informationen auf die Seite «Programminhalte»
Kann ich in Camera Arts auch herkömmliche Fotografie studieren?
Das Programm Camera Arts bietet kein Curriculum an, das sich explizit auf Fotografie konzentriert, wie dies traditionelle Fotografie-Fachschulen (z.B. Fotofachklasse) anbieten. Analoge Fotografie (z.B. Schwarzweiss) fehlt ebenfalls. Das Curriculum orientiert sich auch nicht an den klassischen Kategorien wie Mode-, Architektur-, Kunst-, Natur- oder Porträtfotografie.
Ausgehend vom heutigen Stand der Technik, weisen Bilder unterschiedliche formale und konzeptuelle Qualitäten auf, von Smartphone Snapshots bis zu hochwertigen Aufnahmen und Renderings durch Algorithmen und Künstliche Intelligenz. Die konventionelle Fotografie ist nur eines der vielen möglichen bildgebenden Verfahren. Das Curriculum der Camera Arts-Ausbildung basiert auf dem erweiterten Fachverständnis der Post-Fotografie und des Transmedia Storytelling.
Studierende erlernen unterschiedliche praktischen Fertigkeiten in den Bereichen Fotografie, Film, Gestaltung und digitale Medien. Im Verlauf ihres Studiums setzen Studierende ihre eigenen fachlichen Schwerpunkte innerhalb der visuellen Medienformate.
Bietet Camera Arts auch eine Ausbildung für Kunstfotografie an?
Das Camera Arts-Studium ist zugeschnitten auf die Bereiche der angewandten fotografischen Medien und Visuellen Kommunikation (BA Visuelle Kommunikation). Dies hat einen Fokus auf die visuellen und transmedialen Formate in der Kommunikation von Botschaften und Inhalten zur Folge. Zentral in dieser angewandten Entwurfsorientierung («Design») ist der Grundgedanke der Auftragserfüllung (u.a. auch selbstgestellt) und unter Berücksichtigung der Kontexte. All dies mündet darin, dass sich Visual Storyteller*innen verstehen als visuelle Übersetzer*innen zwischen der Sache, den Problemkontexten und den Teilnehmer*innen im Kommunikationsprozess.
Eine unabhängige, kritische Geisteshaltung und eine Inspirationsbereitschaft gegenüber grundlegenden Fragestellung der Zeit sind für angewandte fotografische und visuelle Gestalter*innen ebenso essentiell wie für Künstler*innen und andere Berufsprofile im Kreativbereich. Dies gilt auch gegenüber Belangen der Gestaltung, Kunst und Bezugswissenschaften.
Interessenten*innen für ein Studium der Fotografie als reine künstlerische Praxis, frei von angewandten Kriterien und Auftragskontexten, empfehlen wir, sich bei Kunst & Vermittlung zu orientieren. Im Gegensatz zu Camera Arts bietet diese Studienrichtung eine umfassende Ausbildung mit Grundlagen in Kunst und Kunsttheorie an.
Warum fokussiert das Camera Arts-Programm die Ausbildung auf gesellschaftliche Fragestellungen?
Zunehmende Komplexität sowie sich schnell verändernde lokale und globale Gegebenheiten fordern Gesellschaften heraus, Antworten zu finden auf dringliche Fragen in den Bereichen Ökologie, Urbanisierung, Digitale Transformation, Zivilgesellschaft und Migration. Diese und viele weitere Fragestellungen verlangen nach qualitativ innovativen Formaten in der Kommunikation, Vermittlung und Verständigung. Bei Verantwortlichen in Verwaltungen, Organisationen, Interessensgruppen und Unternehmen besteht ein zunehmender Bedarf an glaubwürdiger und inspirierender Kommunikation im Sinne eines zivilen Gesellschaftsfortschrittes. Teilnahme, Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind heutzutage essentielle Bestandteile vertrauenswürdiger Medienproduktion.
Fundierte Bildermacher*innen und Visuelle Kommunikationsdesigner*innen lernen neben dem Sich-Aneignen von State-of-the-Art Medienkompetenzen, dass sie ihre selbst gewählten Projektkontexte selbständig erarbeiten und verstehen. Camera Arts-Studierende tragen jenseits fotografischer und visueller Gestaltungsfragen bei an allerhand kleinere und grössere gesellschaftliche Aufgaben. Entdecken Sie die Interessen und Projekte unserer Studierenden.
In welchen beruflichen Feldern kann ich nach dem Abschluss BA Visuelle Kommunikation – Camera Arts arbeiten?
Die Camera Arts-Ausbildung strebt ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen konzeptuellen, strategischen und operativen Fähigkeiten an. Absolvierende sind ausgebildet, ihre Tätigkeit auch nach der Ausbildung weiterhin zu hinterfragen und ihre Berufspraxis zu aktualisieren.
Erfahrungsgemäss finden unsere Alumni mit ihrem Diplom schnell eine berufliche Tätigkeit im Anstellungsverhältnis oder als Selbstständige. Sie entscheiden sich für Karrieren als Foto- und Videograf*in, Fotojournalist*in, Kommunikationsdesigner*in oder als Content Editor für Web, Soziale Medien und Printmedien. In vielen führenden Medienhäusern sind Camera Arts-Absolventen*innen zu finden. Andere bevorzugen eine Tätigkeit in Bereichen wie Architektur und Stadtentwicklung, Vermittlung, Medienarchiv und Forschung. Manche Alumni widmen sich auch einer künstlerischen Praxis oder kombinieren angewandte Aufgaben mit freien Arbeiten.
Eine vollständige Ausbildung in fotografischen und visuellen Medien besteht aus einem Bachelor-Abschluss (BA) und einem Master-Abschluss (MA). Abgänger*innen mit Interesse an einer Spezialisierung und Erweiterung ihres Fachwissens können ihr Studium fortsetzen in einem aufbauenden Master-Programm an der Hochschule Luzern oder an einer entsprechenden Fachhochschule im Ausland.
Sind Fotografie und Designkenntnisse Voraussetzung?
Ja. Ein Interesse an und Grundkenntnisse in Fotografie und Visuellem Kommunikationsdesign sind wichtig. Grundkenntnisse in der Bedienung der Adobe Creative Suite (Photoshop, Illustrator, InDesign, After Effects, Premiere, usw.) sind empfohlen, aber nicht Voraussetzung. Die Ausbildung bietet die nötigen Grundlagenkenntnisse in
fünf Kompetenzbereichen an, auf denen das Curriculum aufgebaut ist. Diese Basis umfasst technische, kreative und konzeptuelle Methoden für die vertiefte Recherche von Kontexten, für die theoretische Reflexion sowie die persönliche Wirksamkeit des eigenen Arbeitens.
Nach den Einführungen entwickeln Studierende ihre technischen Fähigkeiten selbständig mit Online-Tutorials und im Selbststudium weiter.
Ist eine Fotokamera eine Voraussetzung für den Studienantritt?
Der Besitz einer Kameraausrüstung vor dem Studium kann hilfreich sein, stellt jedoch keine Voraussetzung für die Aufnahme ins Studium dar. Wir empfehlen sogar, mit einer Anschaffung zu warten, bis die unterschiedlichen technischen Möglichkeiten ausprobiert werden konnten.
Zu den praktischen Aspekten siehe
Aufnahmeverfahren.
Wie funktioniert das Aufnahmeverfahren?
Was sollte meine Bewerbung beinhalten?
Alle Informationen zur Anmeldung und Bewerbung siehe Aufnahmeverfahren.
Weitere Fragen
Weitere Fragen richten Sie gerne an die Studierende Administration oder die Studienleitung.